Die Annahme, dass Demenz eine unvermeidliche Folge des Alters sei, ist zum Glück falsch. Dennoch leben heute rund 115.000 Menschen mit der Diagnose Demenz in Österreich. Für das Jahr 2050 wird geschätzt, dass sich diese Zahl verdoppelt bis verdreifacht. Der demographische Wandel, und die damit steigende Zahl der Menschen mit Alzheimer und anderen demenziellen Erkrankungen, sind für Medizin und Gesellschaft eine große Herausforderung.
Damit wir alle mit dem Thema Demenz und den Betroffenen gut umgehen können, braucht es ein informiertes Umfeld. Fehlendes Wissen über die Erkrankung führt nicht selten zu Missverständnissen, Vorurteilen, Tabuisierung und Ausgrenzung der Menschen mit dementiellen Beeinträchtigungen und deren Angehörigen. Wertschätzung und Anerkennung der Ressourcen und Fähigkeiten der Betroffen sowie das Eingebunden-Bleiben in das Sozialleben, gehören genauso zum respektvollen Umgang wie das Anerkennen der Grenzen von Pflegenden. Angehörige laufen Gefahr, in der Pflege auszubrennen. Oftmals belastet sie auch die Wesensveränderung des Demenzkranken. Daher dürfen Pflegende niemals ihr eigenes Wohl, Entspannung und Auszeiten aus den Augen verlieren, um einer Erschöpfung und Depression vorzubeugen.
Demenzfreundliche Region Rohrbach
Eine kleine Auszeit für alle betroffenen Familien – Die demenzfreundliche Region Rohrbach hat seit Oktober 2019 in Haslach einmal im Monat ein Erinnerungscafé eingerichtet, in dem Angehörige und Demenzkranke in ungezwungener Atmosphäre zu Kaffee und Kuchen zusammenkommen. Betreut und begleitet wird diese „gemeinsame schöne Zeit“, jeden ersten Donnerstag im Monat (14.30 -16.30 Uhr) von der Demenzberaterin Gerlinde Arnreiter, MSc. vom Sozialhilfeverband Rohrbach und der Projektkoordinatorin Mag. Julia Commenda vom Gesundheitsbüro Haslach (Proges). „Wir freuen uns mit den Menschen entspannte und gemütliche Stunden zu genießen und gehen auf Sorgen wie Bedürfnisse der Besucher ein. Es wird gesungen, erzählt, getanzt, gelacht oder gespielt. Alle betroffenen Familien aus der Region sind herzlich willkommen“, laden die Projektbetreuerinnen zum nächsten Nikolaus-Erinnerungscafé am 5. Dezember ein.
Nähere Info zum Erinnerungscafé:
Gerlinde Arnreiter, Tel. 0660/34 09 527 und Julia Commenda, Tel 0699/17 78 12 13.
Infos zur demenzfreundlichen Region: www.demenzfreundliches-rohrbach.at
Respekt und liebevolle Annahme
Ziel im Umgang mit Demenz ist es, die Lebensqualität aller Beteiligten so hoch wie möglich zu halten. Betreuende Angehörige von dementen Menschen sollen sich immer wieder kurze Auszeiten gönnen, früh genug über mobile Dienste und andere Hilfsangebote informieren und diese auch in Anspruch nehmen.
Einige Tipps für den würdevollen Umgang mit Betroffenen:
- Respektvoll annehmen: Je nach Phase der Erkrankung, nach den äußeren Umständen, aber auch über welche Fähigkeiten und geistigen Ressourcen der Betroffene noch verfügt, gestalten sich Alltag und Zusammenleben. Man muss den Kranken so annehmen wie er ist, er kann sich nicht ändern.
- Emotionale, liebevolle Zuwendung: Menschen mit Alzheimer reagieren meist sehr positiv auf liebevollen Umgang und Zuwendung. Auch wenn das nicht immer leicht fällt, etwa, wenn sich der demente und alte Angehörige verändert hat und er vielleicht aggressiv reagiert, sollte man freundlich bleiben. Die Persönlichkeitsveränderung, die die Erkrankung mit sich bringen kann, darf nicht als Absicht ausgelegt und keinesfalls persönlich genommen werden.
- Eigenständigkeit erhalten: Alle gesunden Ressourcen fördern, so gut und so lange es geht. Sie sind Basis für Selbständigkeit, Selbstwert und Sicherheit des Kranken. Alles was der Hilfsbedürftige noch selbständig tun kann, wie etwa ankleiden, sich waschen, beim Kochen mithelfen etc., ihm nicht abnehmen, auch wenn es Geduld erfordert.
- Erleichterung des Alltags: Der Tagesablauf soll immer gleich strukturiert und Handlungsabläufe ritualisiert sein, das gibt eine zeitliche und örtliche Orientierung. Unfallquellen wie etwa Teppichkanten als Stolperfallen, ausschalten.
- Einfache Gespräche: Eine einfache und klare Ausdrucksweise verwenden. Nicht fragen: „Was möchtest du trinken?“ sondern „Willst du Tee, Saft oder Kaffee trinken?“. Sich nicht auf Diskussionen, lange Erklärungen oder Anschuldigungen einlassen. Wer an Alzheimer leidet, ist oftmals nicht fehlereinsichtig.
- Erkrankte fordern und fördern Entsprechend der Vorlieben und verbliebenen Fähigkeiten den Kranken geistig und körperlich fordern und fördern. Hobbies wie Singen, Musizieren, Basteln, Kartenspielen oder Spazierengehen pflegen. Den Kranken bei täglichen Abläufen im Haushalt mithelfen lassen. Alzheimerkranke Geschichten von Früher erzählen lassen, denn daran erinnern sie sich meist noch.