Wenn ein Blutgerinnsel eine Vene verstopft, kann das von symptomlos bis lebensgefährlich verlaufen. Am häufigsten kommt es zu Thrombosen in den Beinen, vor allem im Unterschenkel, selten im Becken oder in den Armen. Daher Schwellungen der Wade, Wassereinlagerungen, Überwärmung oder stärker sichtbare Hautvenen ernst nehmen und bei der Hausärztin oder dem Hausarzt abklären lassen. Meist wird medikamentös mit Gerinnungshemmern therapiert.
Eine tiefe Venenthrombose (TVT) oder Phlebothrombose stört den venösen Rückfluss des Blutes aus der betroffenen Region zum Herzen. Die häufigste Form ist die tiefe Beinvenenthrombose; betroffen ist die linke Seite öfter als die rechte. Löst sich ein solches Blutgerinnsel (Thrombus) kann es zum Beispiel in die Lunge wandern und dort eine Lungenembolie, die Verstopfung eines Gefäßes hervorrufen, die lebensbedrohlich sein kann.
Tiefe Beinvenenthrombosen kommen, laut internationalen Daten, etwa bei einer von 1000 Personen jährlich vor. Männer – besonders solche über 60 Jahren – sind häufiger betroffen als Frauen. Die gute Nachricht ist, dass sich bis zur Hälfte der Gerinnsel von selbst durch die sogenannte Fibrinolyse, körpereigene Reparaturprozesse, auflöst und unbemerkt bleibt.
Löst sich der Thrombus im Bein nicht auf, kann das Blut kaum mehr weiterfließen, was zu folgenden Symptomen führen kann und behandelt werden muss, damit es zu keiner bleibenden Schädigung der Venenklappen oder Gefäßwände kommt (= postthrombotisches Syndrom):
- Schwellung
- Schmerzen
- Erwärmung
- Schwere- und Spannungsgefühl
- Rötung der Haut
- Stärker sichtbare Hautvenen (Warnvenen)
- Leichtes Fieber
- Beschleunigter Puls
Allgemein gilt, dass oberflächliche Thrombosen oftmals stärkere Beschwerden machen als der Verschluss tiefer Venen.
Krampfadern und Bettlägerigkeit erhöhen Risiko
Drei wesentliche Ursachen können zu einer TVT führen:
- Veränderung der Blutzusammensetzung: durch das Alter, Krebserkrankung, vorangegangene Thrombosen, Schwangerschaft, hormonelle Verhütung, angeborene Gerinnungsstörung.
- Verlangsamung des Blutflusses: durch Übergewicht, Krampfadern, Immobilität nach Operationen, Unfällen oder Bettlägerigkeit, langes Sitzen ohne Bewegung etwa bei Flügen ab vier Stunden.
- Schäden der inneren Venenwände: durch Operationen, Verletzungen/Brüche oder Entzündungen.
Auch Erkrankungen wie eine schwere Infektion, Herzschwäche, Arterienverkalkung oder COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung), Diabetes und Nierenerkrankungen können das Risiko erhöhen. Meist spielen mehrere Faktoren zusammen, dass es zu einer TVT kommt.
Gerinnungshemmer und Kompression als Therapie
Ist etwa durch Anamnese, körperliche Untersuchung, Ultraschall und Blutuntersuchung die Thrombose diagnostiziert, wird die Ärztin oder der Arzt die individuell bestmögliche Therapie vorschlagen. Dazu gehören:
- Medikamente: Akuttherapie/Initialtherapie, damit sich das Gerinnsel auflöst, Embolien und Spätschäden verhindert werden: Dazu kommen Gerinnungshemmer, Vitamin- K-Antagonisten und Heparine in Frage.
Erhaltungstherapie: Je nach Fall werden gerinnungshemmende Medikamente mindestsens drei Monate lang verordnet, manchmal auch länger oder je nach Risikoprofil auch lebenslang.
- Kompressionstherapie: Das Tragen von Kompressionsstrümpfen von drei bis sechs Monaten wird empfohlen. Sie verbessern den Blutfluss.
- Katheter gestützte Eingriffe: Zum Beispiel bei ausgedehnten Thrombosen im Beckenbereich kann zur Wiederherstellung des Blutflusses so ein Eingriff (=Rekanalisation) notwendig sein. Bei einer Thrombektomie wird das Blutgerinnsel entfernt und/oder ein Stent (Gefäßstütze) eingebracht.
Maßnahmen zur Vorbeugung
Um das Risiko für eine TVT zu minimieren, gelten bestimmte Verhaltenstipps:
- Regelmäßige Bewegung verbessert die Durchblutung. Bei sitzender Tätigkeit oder Reisen mit Bus und Flieger, alle ein bis zwei Stunden aufstehen und herumgehen. Fußgymnastik mit Zehenwippen, Fußkreisen etc. ist sinnvoll.
- Hochlagern der Beine, wenn geht über Herzhöhe, um den Blutfluss zum Herzen zu verbessern.
- Ausreichend trinken, damit das Blut nicht zu dick wird.
- Enge, einschnürende Kleidung meiden.
- Frühe Mobilisation nach Operationen oder Krankheit.
Ob das Tragen von Kompressionsstrümpfen zur Vorbeugung im Einzelfall angezeigt ist, entscheidet die Ärztin oder der Arzt.
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