Schnarchen per se kann harmlos, wenn auch beziehungsstörend, sein. Geht lautes Schnarchen mit -zig Atemaussetzern pro Stunde einher, stresst das den Körper, führt zu Sauerstoffmangel und macht auf Dauer krank. Unbehandelt können Depression, kardiovaskuläre Komplikationen, Herzschwäche, Diabetes etc. folgen. Die Schlafapnoe fällt dem Betroffenen meist nicht auf, die Partnerin oder Partner geben oftmals den ersten Hinweis. Wer chronisch tagesmüde ist, sich schlecht konzentrieren kann oder/und mit Kopfschmerzen aufwacht, sollte die Hausärztin oder den Hausarzt aufsuchen.
Schnarchen und Schlafapnoe zählen zu den schlafbezogenen Atemwegsstörungen. Der Grund für das Schnarchen ist, dass sich im Schlaf Mund- und Rachenmuskulatur entspannen, die Atemwege enger werden und so das typische Schnarchgeräusch vom Flattern von Gaumensegel und Gaumenzäpfchen zu hören ist. Im Normalfall kommt es zu keinem Atemstillstand, doch bei rund drei bis 12 Prozent der Erwachsenen kollabiert die Atemmuskulatur stellenweise und es folgen Atemaussetzer. Zwei Drittel der Betroffenen sind übergewichtig.
Formen der Schlafapnoe
Man unterscheidet die obstruktive und zentrale Schlafapnoe, wobei vor allem die obstruktive behandlungsbedürftig und gefährlich ist.
- Obstruktive Schlafapnoe: Sie ist die häufigste Form. Während des Schlafs erschlaffen die Muskeln des weichen Gaumens. Der beim Einatmen erzeugte Unterdruck führt bei Betroffenen dazu, dass die Luftröhre an verschiedenen Stellen kollabiert und man kurzzeitig keine Luft bekommt. Der dadurch sinkende Sauerstoffgehalt im Blut führt zu einer „Weckreaktion“ im Körper. Dieses kurze Aufwachen, an das man sich nicht erinnern kann, wird „arousal“ genannt. Die Atmung setzt danach mit übermäßig tiefem Luftholen und sehr lautem und unregelmäßigem Schnarchen wieder ein. Diese Atemstillstände können bis zu 100-mal pro Nacht auftreten und zwischen 10 und 120 Sekunden lang sein. Sie versetzen den Körper in Stress und verhindern erholsamen Schlaf. Auch starkes nächtliches Schwitzen kann in Zusammenhang mit der Störung auftreten.
- Zentrale Schlafapnoe: Durch eine Störung im zentralen Nervensystem bewegen sich die Atemmuskeln von Brust- und Zwerchfell zu wenig, sodass der Betroffene zu wenig und nicht tief genug einatmet. Der entstandene Sauerstoffmangel im Gehirn sorgt dafür, dass immer wieder übermäßig tief nach Luft geschnappt wird. Vor allem ältere Menschen leiden unter dieser Störung, von der die behandelnde Ärztin/der Arzt entscheidet, ob sie behandlungsbedürftig ist. Sie kann zum Beispiel infolge eines Schlaganfalls oder einer chronischen Nierenschwäche auftreten.
Übergewicht, Alkohol, Schlaftabletten etc. erhöhen das Risiko
Die Schlafapnoe zieht chronische Tagesmüdigkeit nach sich. Betroffene können sich schwer konzentrieren, sind vergesslich und anfällig für Fehler bei der Arbeit oder im Verkehr, was die Unfallgefahr erhöht. Manche klagen über Kopfschmerzen in der Früh und verringerte sexuelle Lust bzw. Erektionsstörungen.
Zu den Risikofaktoren für die Schlafapnoe gehören Übergewicht, Alter, Geschlecht – Männer sind häufiger betroffen -, Einnahme von Schlaftabletten oder Beruhigungsmitteln, eine krumme Nasenscheidewand oder nach hinten fallender Unterkiefer.
Rauchen, Alkohol, Schwangerschaft, Schilddrüsenunterfunktion, Rheuma, vergrößerte Mandeln oder Nasenpolypen können ebenfalls das Risiko erhöhen.
Zur präzisen Diagnose zur Abklärung ins Schlaflabor
Wer von seiner Störung weiß, den sollte der erste Weg zur Hausärztin oder zum Hausarzt führen. Sie/Er entscheidet über eine Überweisung zum HNO-Facharzt, zum Lungen-Facharzt oder in ein Schlaflabor zur genauen Abklärung. Die obstruktive Schlafapnoe gefährdet auf Dauer die Gesundheit und muss behandelt werden.
Die Folgen einer unbehandelten obstruktiven Schlafapnoe sind Betroffenen oft nicht bekannt:
- Unfallgefahr ist um Vielfaches erhöht
- Schlafapnoe steht in Zusammenhang mit Bluthochdruck, der Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen wie etwa Herzschwäche und anderen kardiovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Vorhofflimmern. Auch eine Verbindung mit Lungenhochdruck, Diabetes, Nierenschwäche und Depressionen scheint wahrscheinlich.
- Bei dementen Menschen kann die schlafbezogene Atmungsstörung den geistigen Abbau weiter fördern.
- Die Sterblichkeit ist erhöht und kann die Lebenserwartung um bis zu zehn Jahre verkürzen.
Individuell therapieren
Die Ärztin oder der Arzt entscheidet je nach Symptomatik, Ausmaß der Atemstörung und Begleiterkrankungen über die bestmögliche Therapie:
- CPAP-Beatmung mit Maske (Nasale Überdruckbeatmung): Sie ist die gängige Therapie bei mittlerer bis schwergradiger Atemstörung (15 bis 30 Aussetzer pro Stunde). Über ein Beatmungsgerät und Nasenmaske wird ein kontinuierlich positiver Atemdruck erzeugt, der die oberen Luftwege stabilisiert, sodass sie nicht kollabieren können.
Ein großer Teil der Patienten kommt mit der Maske gut zurecht. Wer in der Früh wieder erholt aufwacht, ist für die gewöhnungsbedürftige Therapie motiviert.
- Bissschienen: Bei leichten Atemstörungen können in manchen Fällen hilfreiche spezielle Schienen für Unter – und Oberkiefer in einem zahntechnischen Labor individuell angefertigt und angepasst werden.
- Operationen: Wenn es um anatomische Probleme wie gekrümmte Nasenscheidewand oder vergrößerte Mandeln als Ursache geht, kann eine Operation angezeigt sein. In geeigneten Fällen ist die Implantation eines Zungenschrittmachers, der die kollabierte Muskulatur aktiviert und so Atemaussetzer verhindert, eine Möglichkeit.
Ist eine andere Erkrankung für die Atemstörung verantwortlich, muss diese behandelt werden.
Was Betroffene selbst tun können
- Übergewicht reduzieren: Diese Maßnahme kann den Schlaf verbessern, wird die Schlafapnoe alleine aber meist nicht beseitigen.
- Kein Alkohol kurz vor dem Schlafengehen: Alkohol lässt die Atemmuskulatur erschlaffen und reduziert den normalen Atemanreiz, was Atemstillstände forcieren kann.
- Schlaf- und Beruhigungsmittel vermeiden: Sie dämpfen die Atmung.
- In Seitenlage schlafen: Rückenlage begünstigt das Schnarchen. Manche Schnarcher arbeiten mit Tricks, indem sie sich einen Polster in den Rücken legen, damit sie sich im Schlaf nicht auf den Rücken drehen.
- Gute Schlafhygiene: ausreichende Schlafdauer, regelmäßiges Zu-Bett-Gehen, Schlafrituale mit Musik, einem Bad etc. um entspannt einzuschlafen.Fotos: freepik