Beim Stiegensteigen stellt sich rasch Atemnot ein und die Leistungsfähigkeit verschlechtert sich kontinuierlich. Senioren führen diese Symptome oftmals auf das Alter zurück. Das muss nicht der Grund sein, denn auch Herzschwäche zeigt solche erste unspezifische Beschwerden. Darum wird Herzinsuffizienz oft erst spät erkannt. Unbehandelt schreitet sie rasch fort und kann die Lebenserwartung reduzieren. In der Langzeitbetreuung der chronischen Herzinsuffizienz spielt der Hausarzt/die Hausärztin eine tragende Rolle.
In Österreich leiden etwa 300.000 Menschen an einer krankhaft verminderten Pumpleistung des Herzens, die eine Minderversorgung der Organe mit Blut und somit mit Sauerstoff und Nährstoffen nach sich zieht. Man spricht von einer Volkskrankheit, denn rund ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind betroffen, Tendenz steigend. In der Generation 80 plus ist bei jedem Zehnten Herzinsuffizienz (HI) diagnostiziert. Sie ist auch die häufigste Ursache für einen Spitalsaufenthalt bei Menschen über 65 Jahren.
Als Risikofaktoren gelten Bluthochdruck, erhöhte Werte bei Blutfetten und Blutzucker, Rauchen, Bewegungsmangel, hoher Ruhepuls, hoher Alkoholkonsum und ungesunde Ernährung.
Man unterscheidet vier Stadien, wobei im ersten Stadium keine oder kaum Symptome wahrzunehmen sind. HI-Patienten haben ein sechs – bis neunmal höheres Risiko für einen plötzlichen Herztod wie Gesunde. Die Sterblichkeit ist bei Herzschwäche in den ersten fünf Jahren höher als bei Krebs. Eine frühzeitige Diagnose und adäquate Behandlung verbessert die Prognose erheblich und kann die Lebensqualität stabil halten.
Vielfältige Ursachen
Hauptursachen für Herzschwäche sind:
- Herzinfarkt
- Engstellen in den Herzkranzgefäßen (Koronare Herzkrankheit)
- Aortenklappenverengung (Aortenklappenstenose) oder -verkalkung
- Mitralklappenschwäche
- Vorhofflimmern
- Herzmuskelentzündung
Bei rund 30 Prozent der Betroffen findet man keine Ursache.
Hauptsymptom ist die Atemnot, aber auch rasche Erschöpfung, Leistungsabfall, dazu kommen dann Wasseransammlungen in den Beinen und der Lunge. Die Symptome werden mit Blutanalyse, EKG und Herzultraschall abgeklärt.
Je früher die Therapie eingeleitet wird, desto besser kommt es zu einer Stabilisierung oder auch Verbesserung des Zustandes.
Herzschwache Menschen sollen Alkohol und Nikotin meiden, den Kochsalzkonsum einschränken (3-6 g pro Tag) und die Flüssigkeitszufuhr soll maximal 1,5 l pro Tag betragen. Sanftes körperliches Training ist empfohlen.
Vernetzte und strukturierte Betreuung verbessert die Lebensqualität
Da Herzschwächepatienten im Schnitt drei bis vier Mal jährlich wegen akuter Verschlechterung ins Spital müssen und sich dadurch oftmals ihr Zustand nachhaltig verschlechtert, versucht man durch eine integrierte und strukturierte Langzeitbetreuung Spitalsaufenthalte zu verringern und das Krankheitsmanagement zu verbessern.
2017 bis 2020 wurde im Bezirk Rohrbach und drei weiteren Bezirken in OÖ mit dem Pilotprojekt „Integrierte Versorgung für Menschen mit Herzinsuffizienz“ eine wohnortnahe und interdisziplinäre Betreuung zur optimierten Begleitung der Patienten durchgeführt. Dieses von Land und ÖGK finanzierte Disease Management Programm ist ähnlich aufgebaut wie „Therapie aktiv – Diabetes im Griff“.
Die Zusammenarbeit und Vernetzung von Kardiologen in Spitälern, Hausärzten, mobiler Hauskrankenpflege und niedergelassenen Internisten soll die Lebensqualität der Patienten verbessern und den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen.
Hauptaspekt ist eine engmaschige, strukturelle Betreuung mit vierteljährlicher Untersuchung/Kontrolle durch den Hausarzt. Wichtiges Element ist die Patientenschulung, damit Betroffene erste Anzeichen einer akuten Verschlechterung rasch erkennen und gegensteuern können.
Die Evaluierung des Projekts hat eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität sowie Herzpumpleistung ergeben. Alle PatientInnen mit Herzschwäche werden im Gesundheitszentrum Haslach nach den Kriterien dieser individuellen und vernetzten Versorgung betreut. Langfristiges Ziel ist, dass die HI-Patienten befähigt werden, ihre chronische Erkrankung selbst und/oder mithilfe ihrer Angehörigen gut zu managen, dass Dekompensationen mit Spitalsaufenthalten vermieden und die Lebensqualität konstant hoch gehalten werden kann.