Säuglinge und Kleinkinder, sowie Menschen mit Hauterkrankungen, Immunschwäche und Diabetiker gehören zu den Risikogruppen für Ohrentzündungen. Vor allem bei Infekten der oberen Atemwege, aber auch in der Badesaison, treten Ohrschmerzen gehäuft auf.
Jucken, Brennen, stechende und pulsierende Schmerzen, Minderung des Hörvermögens, Ohrgeräusche, aber auch Fieber, Abgeschlagenheit, Übelkeit und Erbrechen können Symptome einer Ohrentzündung (Otitis) sein. Meist heilt sie, je nach Stärke und Lokalisierung, komplikationslos innerhalb von 14 Tagen ab. Ob eine medikamentöse Therapie notwendig ist, entscheidet der Hausarzt oder Facharzt für HNO.
Entzündung im äußeren Gehörgang (Otitis externa)
Sehr häufig – vor allem im Sommer – wird bei Kindern eine Entzündung im Außenohr (Gehörgangsentzündung), das bis zum Trommelfell reicht, diagnostziert. Man spricht daher auch von einer Bade-Otitis. Nach dem Baden trocknet der enge Gehörgang nur langsam und in dem feuchtwarmen Klima vermehren sich Krankheitserreger rasch.
Normalerweise schützt das Ohrschmalz (Cerumen) vor dem Eindringen von Bakterien in den Gehörgang. Wer aber viel und lange im/unter Wasser – vor allem Chlorwasser – ist, bei dem kann die Schutzschicht aufweichen und dann haben Eindringlinge leichtes Spiel. Auch bei Verletzung oder Reizung der Haut des Gehörgangs, bei gestörter Hautbarriere, geschwächtem Immunsystem sowie bei Diabetes oder angeborener Gehörgangsverengung, erhöht sich das Risiko. Die Ohrreinigung mit Wattestäbchen oder das Tragen von Ear-Kopfhörern kann die Haut des Gehörgangs reizen.
Therapie: Oftmals beginnen die Schmerzen in der Nacht. Es können entzündungshemmende Schmerzmittel gegeben und am nächsten Tag der Hausarzt aufgesucht werden. Der wird nach einer Ohrspiegelung, wenn notwendig, lokale Ohrentropfen verordnen. Nach drei bis sieben Tagen klingen die Beschwerden meist wieder ab. In dieser Zeit ist Schwimmen und Tauchen verboten. Sollte beim Duschen Wasser in die Ohren kommen, kann man den Gehörgang ausföhnen.
Ob der Gang zum HNO-Arzt notwendig ist, bestimmt der Hausarzt. Ist der Gehörgang mit Ohrenschmalz gefüllt, muss dieses vom Arzt abgesaugt oder ausgespült werden.
Vorbeugen ist besser als leiden
So kann man sich vor einer Otitis externa schützen:
- Duschhauben und Badehauben tragen.
- Ohrhörer und -stöpsel desinfizieren, um eine Keimverschleppung zu vermeiden.
- Ohren nie mit Wattestäbchen reinigen
- Ohren nach dem Schwimmen immer sorgfältig trocknen; verschmutzte Gewässer zum Schwimmen meiden.
- Fließt das Wasser nach dem Schwimmen aus dem Ohr nicht ab, den Kopf auf die Seite neigen und dabei auf einem Bein hüpfen.
- Sportliche Vielschwimmer sollen eine Schwimmotoplastik, das sind vom Hörgeräteakustiker angepasste spezielle Wasserschutzstöpsel, tragen.
Hausmittel bei leichten Ohrschmerzen
Leiden Kindern nur unter leichten Ohrschmerzen, können Hausmittel ausprobiert werden, deren Wirkung aber nicht wissenschaftlich erwiesen ist:
- Auflegen von Zwiebelsäckchen: fein gehackte und leicht erwärmte Zwiebel in ein Baumwollsäckchen füllen und hinter dem Ohr platzieren. Mindestens 20 Minuten wirken lassen. Man kann auch einen Zwiebelwickel am Ohr anlegen und mit einem Stirnband fixieren. Statt Zwiebel kann man auch Knoblauch für einen Wickel fein hacken oder Saft aus Knoblauch pressen und Baumwolltuch damit tränken.
- Auflegen eines warmen Kirschkernkissens.
- Bestrahlen mit Rotlichtlampe: Die Wärme regt die Durchblutung an, Entzündungssekret kann leichter abfließen (auch bei Mittelohrentzündung anzuwenden). Die Lampe muss mindestens 50 cm vom Ohr entfernt stehen und das Ohr nicht länger als zehn Minuten bestrahlen.
Vor dem Eintropfen von warmem Olivenöl direkt ins Ohr wird abgeraten. Mit dem Öl können Keime ins Ohr gelangen.
Mittelohrentzündung (Otitis media)
Die akute Mittelohrentzündung ist oftmals sehr schmerzhaft. Stechende Schmerzen, Hörminderung, Fieber, Kopfschmerzen und Ohrgeräusche können Anzeichen sein.
Die häufigste Ursache ist, dass Krankheitserreger (vorwiegend Bakterien) im Rahmen eines Infekts im Nasenrachenraum über die Verbindung zwischen Rachen und Mittelohr – die Eustachische Röhre – in die Paukenhöhle gelangen. Im Mittelohr wird gegen die Erreger verstärkt Sekret gebildet, was man als Paukenerguss bezeichnet. Lassen die Schmerzen plötzlich nach und entleert sich Sekret (Eiter) nach außen, spricht das für eine Trommelfelleröffnung. In der Regel ist eine Mittelohrentzündung nicht ansteckend.
Kleinkinder gefährdet
Die akute Otitis media ist eine häufige Infektion innerhalb der ersten drei Lebensjahre. Der Arzt entscheidet, ob eine sofortige Antibiotikagabe vonnöten ist oder man das Kind 1 bis 2 Tage beobachtet und symptomatisch mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln behandelt. Sinnvoll sind auch abschwellende Nasentropfen oder –sprays, weil sie die Belüftung des Mittelohres verbessern und Flüssigkeit, die sich durch die Entzündung im Mittelohr gebildet hat, abfließen kann. Ohrentropfen helfen nicht.
Laut Studien tritt in 60 % der Fälle innerhalb von 24 Stunden eine spontane Besserung der Symptome ein, in bis zu 85 % innerhalb von 2-3 Tagen. Körperliche Schonung und ausreichend Trinken sind wichtig.
Die meisten Mittelohrentzündungen heilen folgenlos ab. Manchmal entwickelt sich jedoch eine chronische Mittelohrentzündung. Wiederholte Mittelohrentzündungen im Kleinkindalter können zu einer Hörminderung und damit zu einer Verzögerung der Sprachentwicklung führen. Sie müssen vom HNO-Facharzt behandelt werden.