Suche

Offenes Bein durch chronische Durchblutungsstörung

Vor allem ältere, chronisch kranke Menschen haben mit offenen Wunden, die monatelang nicht heilen, zu kämpfen. Venöse und/oder arterielle Durchblutungsstörungen sind die Hauptgründe für ein Ulcus cruris (Unterschenkelgeschwür). Bei ersten Anzeichen wie Schmerzen, Schwellung am Unterschenkel, Verfärbung der Haut am Bein die Hausärztin/den Hausarzt zur Abklärung aufsuchen.

Hauptursachen für eine Wundheilungsstörung sind Durchblutungsstörungen, was dazu führt, dass das Gewebe unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Das macht die Haut dünn und verletzbar. Kleine Hautverletzungen heilen nicht mehr ab. Von einem Ulcus cruris spricht man bei chronischen Wunden, die sich nach vier bis 12 Wochen nicht bessern und abheilen. Das Unterschenkelgeschwür kann im schlimmsten Fall die Lebensqualität jahrelang massiv einschränken.

Erste Anzeichen und Hautveränderungen ernst nehmen

1) Venenschwäche und das Ulcus cruris venosum
Schwere, müde Beine, Schwellungen am Unterschenkel oder Knöchel, Schmerzen in den Waden, Besenreiser, Krampfadern, dünne und bräunlich-gelb verfärbte Haut sind Symptome, die auf eine chronische Venenschwäche hindeuten können.
Die Venen transportieren das sauerstoffarme Blut aus der Peripherie zum Herzen zurück. In den Beinen sorgen Venenklappen dafür, dass das Blut nicht in den Beinen zurückfließt. Schließen die Klappen nicht mehr richtig, staut sich das Blut in den Venen und sie erweitern sich. Gefährdet für ein Unterschenkelgeschwür sind besonders Menschen mit Krampfadern, bei denen die oberflächlichen Beinvenen beschädigt sind und nicht behandelt werden.
Rund 85 Prozent der Unterschenkelgeschwüre gehen auf Erkrankungen der Beinvenen zurück. Ein Ulcus cruris venosum bildet sich typischerweise in der Gegend des Innenknöchels. Die Wunde ist oft unscharf begrenzt und nässt.

Risikofaktoren:
langes Stehen
Schwangerschaften
Alter
Übergewicht
oberflächliche Venenentzündung
Schädigung der Venenklappen z.B. durch Thrombose

Was Menschen mit Venensschwäche vermeiden sollen:    

  • oftmaliges Übereinanderschlagen der Beine im Sitzen
  • Heben schwerer Gegenstände
  • Temperaturen über 28 Grad C (Wärmflasche, heißes Bad, Sauna)
  • direkte lange Sonneneinstrahlung
  • langes und oftmaliges Tragen von Schuhen mit hohem Absatz
  • Stundelanges Sitzen oder Stehen

2) Arterienverkalkung (Arteriosklerose) und das Ulcus cruris arteriosum
Verengte Arterien im Becken oder in den Beinen sind Grund für die periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz paVK, umgangssprachlich auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet, weil Betroffene nach kurzen Gehstrecken schmerzbedingt eine Pause einlegen müssen. Rauchen, Bluthochdruck, hohe Blutfettewerte und Diabetes sind Hauptrisiken. Mit zunehmender Verengung kann der Schmerz auch in Ruhe auftreten.
Bei fehlender bzw. schlechter Behandlung dieser Grunderkrankungen können kleine Verletzungen sich langsam zu großen offenen Wundstellen ausweiten, die nicht heilen. Das Ulcus cruris arteriosum tritt typischerweise eher am Außenknöchel, der Außenseite des Unterschenkels oder an den Zehen auf. Die Haut ist kühl und blass, die Wunde oft klein, rund und sehr schmerzhaft.

3) Ulcus cruris mixtum
Sind eine artierielle und venöse Durchblutungsstörung kombiniert und der Grund für das offene Bein, spricht man von einem Ulcus cruris mixtum. Besonders alte Menschen leiden unter kombinierten Gefäßerkrankungen.

Diabetiker sind besonders gefährdet
Menschen mit Diabetes sollen ihre Beine und Füße besonders gut und täglich inspizieren. Diabetes Typ 2 schädigt die Gefäße und Nerven oftmals schon lange bevor die Erkrankung entdeckt wird. Durch die Polyneuropathie (Nervenschädigung) spüren Menschen mit Zuckerkrankheit Schmerzen nicht oder kaum und bemerken somit kleine Wunden oft zu spät. Frühes Erkennen der Stoffwechselerkrankung und gute Zuckereinstellung helfen schwere Schäden und Amputationen zu verhindern.

Tipps zur Fußgesundheit für Diabetiker:

  • Zur medizinischen Fußpflege gehen
  • Fußbekleidung soll atmungsaktiv und nahtlos sein
  • Die Zehenzwischenräume auf Fußpilz hin inspizieren
  • heißen Fußbäder meiden, nach dem Waschen Füße gut abtrocknen
  • Schuhe dürfen keine Druckstellen erzeugen

Weitere Faktoren, die ein Ulcus cruris begünstigen: Krebserkrankungen der Haut, Mangelernährung, Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Alkoholmissbrauch.
„Mit schlecht heilenden Wunden an Unterschenkel oder Fuß sollte man möglichst rasch bei der Hausärztin/dem Hausarzt vorstellig werden und nicht selbst herumprobieren. Gelangen Bakterien in die Wunde, kann sich die Wunde entzünden und sich im schlimmsten Fall bis zum Knochen hin ausbreiten, sodass die Gefahr einer Sepsis entsteht, wenn die Bakterien ins Blut gelangen“, sagt Sarah Egginger, Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin mit Schwerpunkt Wundversorgung vom Gesundheitszentrum Haslach.

Langwierige und konsequente Behandlung

Die Therapie kann oft monatelang dauern, manchmal auch Jahre. Wichtig ist neben der Wundversorgung die Behandlung der Durchblutungsstörung um die dauerhafte Abheilung zu sichern.  Eine multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen/Ärzten, Therapeutinnen/Therapeuten, DGKP bzw. Wundmanager:innen ist sinnvoll.

  • Kompressionstherapie zur Behandlung des venös bedingten Ulcus cruris:

Die Ärztin/der Arzt verordnet Kompressionsstrümpfe zur Verbesserung der Durchblutung. „Die Kompression hilft nicht nur bei der Heilung der Wunden sondern wirkt bei venöser Insuffizienz auch vorbeugend. Die Kompressionsstrümpfe sollen morgens vor dem Aufstehen angezogen werden, um den Rückstau und die Ödembildung zu verhindern“, rät Wundexpertin Sarah Egginger, die bei Venenschwäche auch Fußgymnastik, kalte Güsse, Wassertreten nach Kneipp, Nordic Walking, Treppensteigen und Hochlegen der Beine im Liegen über Herzniveau empfiehlt.
Krampfadern müssen adäquat behandelt werden, Physiotherapie und manuelle Lymphdrainage helfen Ödeme (Wasseransammlungen) aus dem Gewebe zu entfernen.

  • Behandlung des arteriell bedingten Ulcus cruris:

Medikamentöse Therapie und zum Beispiel die Aufdehnung eines Gefäßes mittels Ballonkatheter oder das Einsetzen eines Stents (Metallgitters) zur Überbrückung einer Gefäßengstelle helfen, die Durchblutung zu verbessern
Im Fall eines Gefäßverschlusses kann eine Bypass-Operation nötig sein.

Optimale Wundversorgung
Egal ob venös oder arteriell bedingt, jede chronische Wunde muss professionell von Ärztin/Arzt oder Wundexperten/Wundexpertin versorgt werden. Dazu gehören:

  • Wundreinigung
  • Wundtoilette oder Debridement: abgestorbenes, entzündetes und geschädigtes Gewebe wird entfernt.
  • Wundauflagen: Die chronische Wunde heilt meist in einem leicht feuchten Milieu am besten, das man mit Kompressen, Hydrogelen oder Folien erreicht.

Das offene Bein ist eine langwierige Erkrankung, die nur mit konsequenter Behandlung innerhalb von einigen Monaten heilen kann.

Titelfoto: ÖGK Wundmanagement
Fotos: freepik

 

 

Ähnliche Beiträge

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner