„Plötzlich hörte ich links schlechter und es fühlte sich an, als ob ich Watte im Ohr hätte. Zusätzlich rauschte es im Ohr“, so schildert eine Betroffene ihr Empfinden beim Hörsturz. Die genauen Ursachen dieser Schallempfindungsstörung im Innenohr, sind nicht bekannt. Stress und seelische Belastung zählen neben dem Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen im Innenohr oder Entzündungen zu den Risikofaktoren. Wichtig ist es bei plötzlicher Hörminderung, Schwindel etc. Hausärztin/ Hausarzt oder Fachärztin/Facharzt für HNO aufzusuchen.
Ein Hörsturz trifft Menschen aus heiterem Himmel. Wenn die Ärztin oder der Arzt nach diversen Untersuchungen andere Ursachen für die Hörminderung ausschließen kann, wird entschieden, ob man eine Behandlung beginnt oder noch ein paar Tage zuwartet. In manchen – meist leichten – Fällen kann sich das Hörvermögen innerhalb einiger Tage wieder völlig erholen.
Hörstürze treten meist einseitig auf. Es kommt dabei in der Gehörschnecke des Innenohrs zu einer Störung der Umwandlung der Schallwellen in elektrische Nervensignale. Kinder sind kaum, Erwachsene in jedem Alter betroffen. Der Altersgipfel liegt um das 50ste Lebensjahr herum.
Konkrete Ursache unbekannt
Plötzlicher Hörverlust kann auch andere Ursachen haben wie etwa ein Knalltrauma oder sonstige übermäßige Lärmbelastung, eine Virusinfektion, Wasser im Ohr, Ansammlung von Flüssigkeit, Vereiterung im Mittelohr, Verletzungen des Trommelfells, Verstopfung durch „Ohrenschmalz“ oder einen seltenen Tumor des Hörnervs. Beim Hörsturz ist die Ursache nicht bekannt, es können mehrere Aspekte zusammenspielen. Auch Probleme mit der Halswirbelsäule oder Gefäßveränderungen können den Ohrinfarkt begünstigen.
Bestimmte Tonfrequenzen betroffen
Bei der Diagnostik mit Hörprüfung, Stimmgabeltest und Tonaudiogramm durch die HNO-Fachärztin oder den HNO-Facharzt wird festgestellt, welcher Frequenzbereich von der Hörminderung betroffen ist. Man unterscheidet:
- Hochton-Hörsturz
- Mittelton-Hörsturz
- Tiefton-Hörsturz
Es können auch mehrere Bereiche oder selten alle Tonfrequenzen (pantonaler Hörverlust) betroffen sein.
Zur Hörminderung können sich andere Symptome gesellen:
- Tinnitus: Pfeifen, Rauschen, Klingeln im Ohr
- Schwindel
- Verändertes Hören auf der betroffenen Seite: Geräusche klingen anders als gewohnt oder werden als unangenehm laut (Hyperakusis) empfunden.
- Druck oder Wattegefühl im Ohr
- Taubes oder pelziges Gefühl um das Ohr herum
Meist Behandlung mit Cortison
Ob und wie der Hörsturz behandelt wird, klärt die Ärztin oder der Arzt mit dem Patienten. Ist der Patient nicht oder kaum beeinträchtigt im Hören wartet man eventuell zu, ob sich der Hörsturz spontan zurückbildet.
Bei begleitenden Beschwerden wie etwa Schwindel oder wenn der Leidensdruck und die Hörverminderung groß sind, wird akut, innerhalb von einem bis zwei Tagen, behandelt. Dann ist die Chance am größten, dass sich das Ohr wieder vollkommen erholt. Da die Ursachen nicht klar sind, gibt es keine gezielte Therapie, aber Erfahrungswerte von Maßnahmen mit gewisser Wirksamkeit.
Therapieoptionen:
- Kortisonhaltige Medikamente: Studien belegen die gute Wirksamkeit in vielen Fällen. Ärztinnen und Ärzte raten zu hochdosiertem Kortison (entzündungshemmend und abschwellend) über mehrere Tage (als Tabletten oder Infusion). Als Nebenwirkungen können zum Beispiel erhöhte Blutzuckerwerte auftreten. Hilft diese systemische Therapie zu wenig, gibt es die Option, Kortison direkt ins Ohr zu spritzen.
- Sauerstofftherapie: Wirkt Kortison nicht, wird manchmal die hyperbare Sauerstofftherapie, bei der sich der Patient mehrmals in eine spezielle Druckkammer begibt, in der er reinen Sauerstoff einatmet, empfohlen. Die Wirksamkeit ist umstritten.
Manchmal wird ein Ginko-Medikament empfohlen, für deren Wirksamkeit es bislang keine wissenschaftlichen Beweise gibt. Abgekommen ist man von der früher angewendeten durchblutungsfördernden Infusionstherapie. Sie wird heute als wirkungslos eingestuft. Die Patientin oder der Patient sollen nach dem Hörsturz auf jeden Fall versuchen, Stress zu reduzieren, auf ausreichenden Schlaf achten und sich entspannen. Wie im Einzelfall der Hörsturz verläuft, und wie lange die Hörminderung andauern wird, lässt sich nicht vorhersagen. Wer einmal einen Hörsturz hatte, ist vor einem weiteren nicht gefeit. Das Risiko für einen Rückfall beträgt 30 Prozent.
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