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„Es kommen wieder gute Zeiten“ – seelische Widerstandskraft kann man trainieren

Corona hat samt Lockdown die Bevölkerung stark gefordert. Angst und Sorge um Gesundheit, Existenz, Zukunft sowie die Isolation haben Menschen schwer zugesetzt. Dennoch erleben und überstehen Menschen Krisen, schwere Krankheit, Katastrophen oder Traumen unterschiedlich. Manche verkraften einen Schicksalsschlag relativ gut, während andere Monate lang zerschlagen, frustriert und depressiv bleiben. Die seelische Widerstandkraft, genannt Resilienz, kann man üben und verbessern.

Manche Menschen zerbrechen an schlimmen Ereignissen nicht und finden ohne Schaden zurück zu Lebensfreude. Was zeichnet diese Menschen aus, die die Kraft haben Schicksalsschläge besser wegzustecken und neu durchstarten?

Resilienz benennt die Fähigkeit, auf wechselnde Lebenssituationen flexibel zu reagieren und auch stressreiche, frustrierende und belastende Situationen ohne schwere psychische Störungen meistern zu können. Gerade in unsicheren Zeiten, in persönlichen wie gesellschaftlichen Krisen, braucht es eine gute seelische Abwehrkraft. 

Ein Grundvertrauen den Menschen und dem Leben gegenüber, das sich in der Kindheit bildet, aber auch genetische Faktoren, scheinen die Resilienz mitzubestimmen. Das heißt nicht, dass seelisch Gesunde sich in Krisen nicht traurig, verzweifelt oder ohnmächtig fühlen, sondern dass sie sich rascher erholen. Sie akzeptieren ihre Verletzlichkeit und holen sich im Notfall schneller Hilfe. Sie bleiben in negativen Emotionen nicht hängen, sondern finden Selbstwert und Selbstvertrauen rascher wieder. 

Resiliente Menschen einen folgende Persönlichkeitszüge: Optimismus, Akzeptanz von dem, was momentan ist, Lösungsorientiertheit, Übernahme von Verantwortung, Netzwerk- und Zukunftsorientierung. 

Soziales Netz und Selbstvertrauen stärken

Kein Mensch ist vor Krisen gefeit. Martin Seligmann, Begründer der Positiven Psychologie, meint: Wer sich trotz eines Schicksalsschlags und in Krisenzeiten die Überzeugung bewahrt, dass irgendwann auch wieder gute Tage kommen, versinkt nicht in Depression. 

Schutzfaktoren in belastenden Zeiten können sein: stabile emotionale Beziehung, soziale Unterstützung innerhalb und außerhalb der Familie, ein emotional warmes, offenes und strukturierendes Erziehungsklima, soziale Modelle, die zu effektiver Problembewältigung motivieren (z.B. Kollegen, Geschwister, Chef), dosierte soziale Verantwortung und Leistungsanforderungen, kommunikative Fertigkeiten, Flexibiliät und Impulskontrolle sowie Selbstvertrauen.

Anders ausgedrückt: 

  • Wir müssen uns die Welt auch in schwierigsten Situationen erklären können = Gefühl der Verstehbarkeit
  • Wir müssen davon überzeugt sein, die Anforderungen des Lebens durch eigene Kraft und/oder fremder Hilfe bewältigen zu können = Gefühl der Machbarkeit
  • Wir müssen die Anforderungen in schwierigen Situationen als sinnvoll erleben = Gefühl der Sinnhaftigkeit

Tipps für seelische Gesundheit und Abwehrkraft

Anregungen aus der Resilienzforschung, um seine seelische Abwehrkraft zu verbessern:

  • Selbstfürsorge: Sei gut zu dir und gönne dir das Beste! So wichtig wie Bewegung für körperliche Fitness ist, so wichtig sind Freude, Humor, Empathie, Dankbarkeit, Begeisterungsfähigkeit, Zuwendung und Liebe für eine gesunde Seele. Wertschätzend und achtsam mit sich selbst und seinen Bedürfnissen umgehen und sein Erholungsbedürfnis wahr- und ernstnehmen.
  • Selbstwirksamkeit: Vertraue deinen Stärken, Ressourcen, sei flexibel und schätze dein soziales Netzwerk! Sich in Notlagen professionelle Hilfe zu suchen, ist keine Schwäche, sondern zeugt von Stärke.
  • Erkenne den Sinn in deinem Leben: Studien belegen: Wer sein Leben sinnerfüllt wahrnimmt, bleibt physisch und psychisch gesünder.
  • Belastungen abwerfen: Immer wieder Resümee ziehen, ob man auch wirklich den Weg geht, der einen erfüllt und Freude bereitet. Natürlich hat jeder von uns Verpflichtungen, die nicht nur lustig sind und man muss auch unangenehme Tätigkeiten erledigen. Problematisch ist es, wenn negativer Stress und Druck überwiegen. Sich mit keinen Energiesaugern, sprich Menschen, die einen runterziehen, umgeben.
  • Soziale Kontakte: Alleinsein ist ab und zu heilsam und notwendig, ungewollte Einsamkeit kann krank machen. Isolation schwächt den Menschen, führt oftmals in die Depression und fördert Demenz. Gute Beziehungen und Freunde geben Halt, Trost, bringen Austausch und neue Ideen ins Leben. 
  • Klare Verhältnisse: Psychische Gesundheit hängt auch damit zusammen, ob das Leben einigermaßen vorhersehbar und sicher ist. Beziehungen und Lebenssituationen, in denen man nicht weiß, woran man ist, schwächen. 
  • Raus aus der Opferrolle: Wer für alles, was ihm gegen den Strich geht, einen Sündenbock sucht, drückt sich vor der Eigenverantwortung. Wer das Gefühl hat, in gewissem Maß sein Leben kontrollieren und etwas verändern zu können, steckt auch Enttäuschungen meist besser weg.
  • Sich berühren lassen: Wer sich im Herzen berühren lässt, dessen Seele ist lebendig und gesund. Alle Gefühle dürfen sein, auch traurige, wütende und verzweifelte. Wichtig ist, dass diese negativen Stimmungen nicht zum Dauergast werden. 
  • Hoffnung: Im Leid nicht endlos aufgehen. Sich erinnern, dass man schon andere Krisen erfolgreich gemeistert hat. Sich der Strategien besinnen, die damals geholfen haben, wieder auf die Beine zu kommen.
  • Beratung suchen: Halten seelische Beschwerden, Schlafstörungen, Ängste, Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit an, sollte man sich dem Hausarzt anvertrauen. Ein Gespräch mit ihm wird entscheiden, ob der Besuch beim Psychotherapeuten, Psychiater oder Psychologen sinnvoll ist. Keiner braucht sich seiner  Seelennot zu schämen. Manchmal hilft ein einziges Gespräch mit einem Experten schon weiter und man sieht wieder einen Ausweg, eine Lösung und fasst neuen Mut. 

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