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Erschöpft – Dem Weg ins Burnout gegensteuern

Erschöpft, lustlos, unkonzentriert, gereizt, abgestumpft im Fühlen – All das kann den Beginn einer Abwärtsspirale signalisieren, die im Burnout-Syndrom und Zusammenbruch enden. Der Weg in die totale Erschöpfung zeichnet sich durch verschiedene Phasen aus. Erkennt man die ersten Anzeichen, sich professionelle Hilfe holen und eine Auszeit gönnen. So kann man das Schlimmste verhindern. 

Burnout kann jeden treffen, auch wenn zum Beispiel Lehrer/Lehrerinnen, Managerinnen/Manager, Alleinerziehende, Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte sowie pflegende Angehörige eher mehr gefährdet sind. Eine Repräsentativerhebung des Sozialministeriums 2016/17 ergab, dass rund 8 % der Befragten an einem Burnout erkrankt waren, 17 % sich in einem Übergangsstadium zur Erkrankung befanden. 19 % der Befragten zeigten ein erhöhtes Risiko und 4 % waren depressiv.

Prinzipiell scheint es zwei Risikogruppen zu geben:

  • Menschen mit schwachem Selbstwert, schlechter Selbstakzeptanz, die vom starken Wunsch nach Anerkennung angetrieben werden.
  • Dynamische, ehrgeizige und zielstrebige Menschen, die mit hohem Einsatz unermüdlich arbeiten.

 

Weitere Risikofaktoren:

  • Hang zur Aufopferung
  • Unrealistische Ziele und hohe Erwartungen bei Zielerreichung, die oft enttäuscht werden
  • Schwierigkeiten, Schwäche einzugestehen und „nein“ zu sagen
  • Perfektionismus
  • Ungelöste Konflikte, fehlende Unterstützung am Arbeitsplatz
  • Dauerhafte Über- oder Unterforderung
  • Mangelde Erfüllung im Job, Ohnmachtsgefühl

Burnout wird nicht als eigensträndige Erkrankung definiert, sondern als ein Zusammenwirken unterschiedlicher Beschwerden auf verschiedenen Ebenen gesehen, wobei die Erschöpfung zentral ist. Wenn Anforderungen (beruflich und/oder privat), Druck und Belastung auf Dauer größer sind als die Ressourcen mit ihnen fertig zu werden, steigt die Gefahr des Ausbrennens.

 

Kardinalsymptome:

  • Erschöpfung: Betroffene fühlen sich energielos, ausgelaugt und völlig erschöpft, sind niedergeschlagen und antriebslos. Oftmals zeigt sich am Ende der Spirale auch eine Depression.
  • Leistungseinbuße, Fehleranfälligkeit etc:
  • Abstumpfung, Selbstentfremdung, Selbstabwertung, Rückzug

Wenn sich jemand nur mehr erschöpft in die Arbeit schleppt und beginnt, seine Sozialkontakte und Bedürfnisse zu vernachlässigen, wenn er über Schlafstörungen, Herzrasen, Schmerzen ohne ersichtlichen Grund oder Magen-Darmprobleme klagt, sollte man hellhörig werden und an eine dauerhafte ungesunde Überforderung denken. Der Körper bleibt in diesem Fall emotional, körperlich und mental immer in Alarmbereitschaft, was Muskelverspannungen, erhöhte Werte von Blutdruck und Herzfrequenz, ein geschwächtes Immunsystem, Angst und Gereiztheit nach sich ziehen kann. Mancher geift vermehrt zu Alkohol, Tabletten und Drogen. Bei solchen Anzeichen,  die Hausärztin/den Hausarzt aufsuchen. Mit individuellen Maßnahmen und einer Auszeit kann meist Schlimmeres verhindert werden.

 

Stadien bis zur völligen Erschöpfung

Der Weg ins Burnout zeigt verschiedene Stadien, die etwa das 12-Phasen-Modell des deutschen Psychologen und Psychoanalytikers Herbert J. Freudenberger beschreibt. Die Phasen sind nur Orientierungspunkte, müssen nicht bei jedem vorkommen.  Ab Stadium drei professionelle Hilfe annehmen, um wieder in Balance zu kommen.

Fotoquelle: DGPG

12 Stadien:

  • Zwang, sich zu beweisen: Perfektionismus, Ehrgeiz etc.
  • Verstärkter Einsatz
  • Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse
  • Verdrängung von Bedürfnissen und Konflikte
  • Umdeutung von Werten, Abstumpfen: Vieles, was einem früher wichtig war, wird vernachlässigt
  • Leugnung von Problemen und Überforderung: Zynismus, Aggression, Ungeduld, körperliche Beschwerden machen sich breit.
  • Sozialer Rückzug: Hoffnungslosigkeit und Erschöpfung nehmen zu. Mancher greift zu Ersatzbefriedigung (Alkohol, Essen etc.)
  • Verhaltensänderung: völliger Rückzug aus dem „normalen“ Leben.
  • Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit: Gefühl sein Leben nicht mehr aktiv gestalten zu können.
  • Innere Leere: Mutlosigkeit, Angst, Panik.
  • Depression mit Suizidgedanken, Verzweiflung
  • Völlige Burnout-Erschöpfung: körperlicher, geistiger und emotionaler Zusammenbruch.

Jeder kann seine Gefahr für Burnout bewusst minimieren. Delegieren, gutes Zeitmanagement, klare Abgrenzung zwischen Job und Privatleben, Humor, positive Lebenseinstellung, erfüllende Sozialkontakte, Hobbys, regelmäßige Bewegung und Entspannung halten gesund und seelisch stabil. Sich in Krisenzeiten nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

 

Multidisziplinäre individuelle Behandlung

Die erste Ansprechperson bei Anzeichen für die Erschöpfung kann die Hausärztin/der Hausarzt sein. In der Anfangsphase kann eine Krisenintervention oder Kurzzeittherapie helfen, seine Fertigkeit in Sachen Konfliktlösung und Stressbewältigung zu verbessern. Bei der Behandlung des Burnout-Syndroms kommen je nach Symptomen und Persönlichkeit verschiedene (multidisziplinäre) Ansätze in Frage. Dazu gehören:

  1. Lernen von Entspannungsmethoden und gutem Stressmanagement.
  2. Ausgleichende Bewegung
  3. Mit einer/einem Psychologin/Psychologen oder Psychotherapeutin/Pschotherapeuten persönliche Verhaltensmuster und Arbeitseinstellung hinterfragen.

Medikamente kommen je nach Symptomen zum Einsatz, auch ein Reha-Aufenthalt mit anschließendem begleiteten Wiedereinstieg in den Job kann sinnvoll sein.

Wird die totale Erschöpfung nicht erkannt und zeitnah behandelt, verschlechtert sich die Prognose, sodass ehemals Erkrankte auch nach Jahren normalen Stesssituationen vielleicht nicht mehr gewachsen sind und in den früheren Beruf nicht mehr zurück können.

Fotos: freepik

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