Durchfall, Verstopfung, Blähungen und Schmerzen im linken Unterbauch, all das sind Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich auftreten. Eine davon ist die Divertikulitis, eine Entzündung von Ausstülpungen der Darmschleimhaut. Wer normalgewichtig ist, sich regelmäßig bewegt, ballaststoffreich und fleischarm ernährt, kann sein Risiko für solche Ausstülpungen (Divertikel) verringern.
Ernährung und Lebensgewohnheiten spielen bei der Divertikelkrankheit oder Divertikulose eine Rolle. Man unterscheidet zwei Arten von Divertikel. Am häufigsten handelt es sich um Ausstülpungen der Darmschleimhaut, sogenannten falschen Divertikeln oder Pseudodivertikeln. Sie befinden sich meist im absteigenden sowie letzten Bereich des Dickdarms, dem s-förmigen Signum.
Selten handelt es sich um echte Divertikel, bei denen sich die Muskelwand des Darms nach außen wölbt. Solche Ausstülpungen sind häufig angeboren und kommen eher im aufsteigenden Bereich des Dickdarms vor. Selten betreffen Divertikel den Dünndarm und/oder Speiseröhre.
Divertikel sind normalerweise weder schmerzhaft noch gefährlich. So eine Divertikulose gilt in unseren Breiten als Zivilisationserscheinung. Erst eine Entzündung ist krankheitswertig und braucht Behandlung.
Erkrankung der zweiten Lebenshälfte
Divertikel sind nicht zu verwechseln mit Darmpolypen, die oftmals bei einer Dickdarmspiegelung entdeckt und auch entfernt werden. Die Ursachen für Divertikel sind nicht restlos geklärt, aber es gibt Risikofaktoren:
- Alter: Wenn bei Senioren das Bindegewebe des Darms nicht mehr fest ist, können vermehrt Ausstülpungen der Schleimhaut entstehen. Etwa jeder Zweite der 70 bis 85-jährigen in westlichen Industrieländern zeigt Divertikel.
- Langjährige Verstopfung kann den Darminnendruck vergrößern und die Darmwand schwächen, was Divertikel begünstigt.
- Übergewicht
- Zu hoher Konsum von rotem Fleisch und ballaststoffarme Kost
- Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum
- Bewegungsarmut
- Gentische Veranlagung kann eine Rolle spielen. Menschen mit genetischen Erkrankungen des Bindegewebes wie etwa dem Ehlers-Danlos-Syndrom oder dem Marfan-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko.
- Bluthochdruck, Diabetes, polyzystische Nierenerkrankung oder Schilddrüsenunterfunktion
Bei manchen Menschen entwickelt sich die beschwerdefreie Divertikulose im Lauf der Jahre zu einer Divertikulitis, die akut und chronisch verlaufen kann.
Oftmals Zufallsbefund
Beschwerdefreie Divertikel sind oft ein Zufallsbefund bei einer Vorsorgeuntersuchung, Dickdarmspiegelung etc. Die Symptome einer akuten Entzündung können jenen eines Reizdarms gleichen oder ähneln: Fieber, Schmerzen im linken Unterbauch, Blähungen, Übelkeit, Stuhlunregelmäßigkeiten mit Verstopfung und Durchfall, die sich auch abwechseln können. Auch Blutungen können vorkommen. Seltene Komplikationen sind Abszesse, Fisteln oder Durchbruch des Darms mit Bauchfellentzündung.
Bei geschilderten Symptomen den Hausarzt oder die Hausärztin konsultieren, um eine weitere Abklärung zum Beispiel mit Labor, Ultraschall etc. einzuleiten.
Lebensstilveränderung, ein wichtiger Vorsorge- und Behandlungsschritt
Eine Entzündung wird je nach Beschwerden und Schwere behandelt. Im leichten Fall reichen bestimmte Medikamente, bei wiederkehrenden Entzündungen und Komplikationen kann ein Spitalsaufenthalt und eventuell eine Operation vonnöten sein.
Der erste Schritt in der Vorbeugung wie Behandlung sind folgende Maßnahmen:
- Fleischarme, ballaststoffreiche und ausgewogene Kost, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Bewegung, die die Darmtätigkeit anregt, Verstopfung vorbeugt und der Entstehung von Divertikeln entgegenwirkt.
Wichtig:
In Phasen der akuten Entzündung soll die Kost leicht und ballaststoffarm sein, um den Darm nicht zusätzlich zu belasten. Danach das Essen schrittweise wieder umstellen.
Langfristige Tipps für Patienten mit Divertikulitis:
- Reichlich Obst und Gemüse essen.
- Vollkornbrot und -nudeln, Naturreis.
- Den Verzehr von schwarzem Tee, Schokolade, Kakao, Eiern, Weißmehlprodukten einschränken, um Verstopfung zu vermeiden.
- Viel trinken: Ballaststoffe brauchen viel Flüssigkeit.
- Nüsse, Körner, Mais galten früher bei Divertikulitis als verpönt, mittlerweile zeigten Untersuchungen, dass sich durch deren maßvolle Zufuhr die Gefahr der Entzündung nicht erhöht.
- Auf das Rauchen verzichten und Alkohol nur maßvoll genießen. Kaffee ist erlaubt.
- Von rotem Fleisch wie Rind, Schwein, Lamm oder Ziege wird abgeraten.
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