Bei Nierenversagen kann vorübergehend oder langfristig eine Dialyse notwendig werden. Diese künstliche Blutwäsche reinigt das Blut von Giftstoffen. In vielen Fällen ist die Dialyse eine Übergangslösung bis zu einer Nierentransplantation. Die optimale Zusammenarbeit von Patient:innen, ambulanter Dialysestation und Hausärztin/Hausarzt ist für den bestmöglichen Erfolg und Minimierung der Nebenwirkungen und Spätschäden wichtig.
Der Körper produziert täglich giftige Stoffwechselprodukte, die normalerweise über die Nieren mit dem Harn ausgeschieden werden. Zu diesen harnpflichtigen Substanzen gehören etwa Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin. Wenn die Nieren durch akuten oder chronischen Schaden (Niereninsuffizienz, Nierenversagen) diese Stoffe nicht ausreichend ausscheiden können, sammeln sich diese im Körper an, was innerhalb weniger Tage lebensbedrohlich werden kann. Die Dialyse, entweder als Hämodialyse in der Klinik oder als Peritonealdialyse zu Hause übernimmt die Funktion der Nieren.
Indikationen für die akute – meist zeitlich begrenzte – Dialyse:
- Akutes Nierenversagen
- Vergiftung
- Überwässerung durch Herzschwäche (z.B. Lungenödem).
Die Blutwäsche wird über einen Dialysekatheter in der Leisten-, Schlüsselbein- oder Halsvene durchgeführt.
Indikation für die chronische Dialyse (Langzeitdialyse):
- Das fortgeschrittene chronische Nierenversagen kann die lebenslange Dialyse notwendig machen. Sie muss regelmäßig, meist jeden zweiten Tag, erfolgen. Die Blutwäsche wird über einen dauerhaften Shunt, einen speziellen Gefäßzugang, der eine Verbindung zwischen Vene und Arterie schafft, durchgeführt.
Verschiedene Verfahren
Hämodialyse: Sie wird im Krankenhaus, in einem Dialysezentrum durchgeführt; meist dreimal wöchentlich für vier bis fünf Stunden. Sie kommt viel häufiger als die Bauchfelldialyse zum Einsatz. Ein Gerät mit einer Membran filtert und reinigt das Blut außerhalb des Körpers (= künstliche Niere). Im Dialysezentrum arbeiten ein speziell geschultes Pflegepersonal und Ärzt:innenteam. Der stabile und sichere Gefäßzugang, der Shunt am Unterarm, erspart das mehrmalige „Stechen“ pro Woche. Der Shunt beeinträchtigt die Patient:innen nur wenig.
Bei diesem Verfahren macht man sich das Prinzip der Diffusion zunutze. Das Blut hat eine andere Konzentration an harnpflichtigen Stoffen und Blutsalzen als die Flüssigkeit im Dialysator (Dialysat), daher wandern diese Stoffe wie etwa Kreatinin und Harnstoff aus dem Blut ins Dialysat. Umgekehrt lässt sich das Patient:innenblut durch eine bestimmte Zusammensetzung des Dialysats mit erwünschten Stoffen anreichern. So werden schädliche Stoffe aus dem Blut entfernt und andere Substanzen zugeführt.
Risiken: In der Zeit zwischen den Dialysetagen, sammeln sich Wasser und Giftstoffe im Blut an, die der Körper nicht ausscheiden kann. Daher müssen Hämodialysepatienten auf alles, was sie essen und trinken achten. Mit der behandelten Ärztin/dem behandelnden Arzt und/oder einer Diätologin/einem Diätologen wird ein Ernährungsplan erstellt.
Durch die Nierenschwäche kann sich Phosphat im Körper ansammeln, was zu einer Überfunktion der Nebenschilddrüse, gefolgt von Knochenschäden und Arteriosklerose, führen kann. Die Patient:innen nehmen daher zu jeder Mahlzeit phosphatbindende Tabletten ein. Auch die Zufuhr von Vitamin D, B und E kann sinnvoll sein.
Die Dialyse belastet den Körper und schränkt den Patient:innen in seiner Freiheit bei Ernährung und Zeitplanung ein. Der Alltag muss der Dialyse angepasst werden. Manche Betroffene hängen jahre- oder lebenslang an der Dialyse, bei anderen kann eine Nierentransplantation, die Blutwäsche überflüssig machen.
Spätschäden wie Gefäßverkalkung, Herzerkrankungen oder Knochen- und Gelenkschäden, lassen sich durch eine optimale Dialysebehandlung verringern oder verzögern.
Peritonealdialyse: Hierbei wird das Bauchfell des Patienten als körpereigene Filtermembran genutzt. Diese Heimdialyse wird aber eher selten genutzt.
Bei ihr lässt man mehrmals am Tag eine sterile Dialyselösung über einen Katheter in die Bauchhöhle fließen, die giftige Stoffwechselprodukte aufnimmt. Wenn das Dialysat nach einigen Stunden mit Giftstoffen und überflüssigem Wasser gesättigt ist, wird sie ausgetauscht (Beutelwechsel). Bei der apparativen Peritonealdialyse übernimmt ein Gerät, das an den Katheter angeschlossen wird, den Wechsel des Dialysats. All das setzt viel Eigenverantwortung voraus.
Eingesetzt wird dieses Verfahren bei chronisch fortgeschrittenem Nierenversagen und bei Menschen, die zum Beispiel beruflich viel unterwegs sind. Sie brauchen vorher eine mehrwöchige Schulung und kontinuierliche medizinische Betreuung.
Vorteil ist, dass die/der Patient:in flexibler in der Planung des Alltags ist. Der Körper wird kontinuierlich entwässert und entgiftet, daher ist die/der Patient:in bezüglich Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme weniger eingeschränkt als bei der künstlichen Niere.
Risiko ist, dass eine Infektionsgefahr durch den Katheter in der Bauchhöhle und an der Austrittsstelle besteht.
Die Heimdialyse ist etwas weniger effektiv als die Hämodialyse und nicht jede:r Patient:in bzw. jedes Bauchfell eignet sich dafür. Außerdem schätzen die meisten Patient:innen die „sichere“ Begleitung bei der Dialyse im Spital.
Jede:r Patient:in muss ein Dialyseprotokoll führen, das Werte für Blutdruck, Körpergewicht und Flüssigkeitsausscheidung enthält. Alle zwei bis drei Monate muss sie/er in ein Dialyse-Zentrum zur Kontrolle.
Tipps zu Ess- und Trinkverhalten
Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle und braucht Achtsamkeit. Sie wird individuell durch das betreuende Ärzt:innen- und Therapeut:innenteam an die Patient:innen angepasst. Auch eine Angehörigenschulung kann ratsam sein.
Allgemein gilt: Vor der Zeit der Dialyse wird Nierenpatient:innen meist eine hohe Trinkmenge und eiweißarme Diät empfohlen. In der Zeit der Langzeitdialyse ist der Rat oftmals gegenteilig: Ernährung mit viel Eiweiß und begrenzte Flüssigkeitszufuhr. Dazu sollten sich Patient:innen vor und während der Dialyse phosphat-, kalzium- und salzarm ernähren. Als Handwerkszeug dient eine Lebensmitteltabelle. Bei akuter Dialyse können allerdings andere Empfehlungen gelten.
Das Problem ist, dass eiweißreiche Kost oftmals auch phosphatreich ist. Daher ist die Einnahme von phosphatbindenden Tabletten zum Essen notwendig. Auf besonders phosphatreiche Nahrungsmittel wie etwa Nüsse, Müsli, Innereien, Eigelb, Hülsenfrüchte und Vollkornbrot soll verzichtet werden. Auch Schmelzkäse, Kochkäse und manche Wurstsorten sind tabu. Trink- und Kondensmilch durch Sahne ersetzen.
Sehr kaliumreiche Nahrungsmittel wie etwa Nüsse, Haferflocken, Trockenobst, Bananen, Marillen, Gemüse- und Obstsäfte, Pilze und Kartoffelfertiggerichte meiden. Obst und Gemüse aus der Konserve oder tiefgekühlt enthalten weniger Kalium. Akut Kranke brauchen nicht kaliumarm essen.
Zum Würzen Kräuter und Gewürze statt Salz verwenden. Salzstangen. Laugenbrezen, Salzheringe, Rohschinken, Mettwurst, Fertiggerichte meiden.
Die tägliche Flüssigkeitsmenge legt die Ärztin/der Arzt fest. Zwischen zwei Dialysen sollen Patienten nicht mehr als zwei bis drei Kilogramm zunehmen.
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