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Dem Wundliegen und Druckgeschwüren vorbeugen

Den Begriff „Dekubitus“ oder Wundliegen verbindet man mit schwerkranken und bettlägrigen Menschen. Regelmäßiges Umlagern hilft einem Druckgeschwür vorzubeugen.

Dekubitus ist definiert als Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes, die durch konstanten Druck über einen längeren Zeitraum hinweg zustande kommt. Dazu können unter bestimmten Umständen schon 20 Minuten mit erhöhter Druckeinwirkung reichen. 

Ist jemand nicht mehr fähig seine Liege- und Sitzposition regelmäßig zu verändern- auch wenn es nur kleine Bewegungen sind – kommt es dauerhaft zu einer (Über)Belastung bestimmter Hautstellen, was die Durchblutung und somit Sauerstoffversorgung der Zellen verschlechtert. Zuerst zeigt sich eine Entzündung, sprich Rötung. Daher soll jeder, der einen immobilen Menschen pflegt und betreut dessen Haut beim Waschen und Umlegen genau beobachten. Sobald man eine Rötung sieht, muss an dieser Stelle eine Druckentlastung stattfinden, um Schlimmeres zu verhindern.

Bei Gefährdeten besonders aufpassen 

Als besonders gefährdet gelten Menschen mit Zuständen und Erkrankungen, die die Eigenbeweglichkeit (vorübergehend) sehr stark oder ganz einschränken. Dazu gehören etwa Patienten nach Schlaganfall mit Lähmungen, Menschen im Koma oder Patienten nach extrem lang dauernden Operation sowie alte immobile und pflegebedürftige Menschen. Auch Blutdruckmanschetten, Sauerstoffschläuche oder Halskrausen können dauerhaften Druck ausüben. Die trockene Haut alter Menschen reagiert besonders empfindlich. Typgerechte Hautpflege kann die Haut stärken, den Dekubitus aber nicht verhindern. Diabetiker, Herz-Kreislauf-Patienten und Mangelernährte haben ebenfalls ein höheres Risiko.

Vier Grade des Druckgeschwürs:

Grad 1:  Man bemerkt eine Hautrötung, die auf Fingerdruck nicht verschwindet. Es liegt aber keine offene Wunde vor. Der Bereich ist schmerzempfindlich.  Entlastet man in diesem Stadium die Haut, verschwindet die Rötung wieder. 

Grad 2:  Der Dekubitus dehnt sich bis in die Lederhaut aus. Man sieht eine Blase oder eine offene, flache Hautstelle mit rotem Wundrand. Dieser oberflächliche Hautdefekt tut weh.

Grad 3: Der Dekubitus breitet sich durch alle Hautschichten aus, auch ins Fettgewebe. Das „Fleisch“ ist sichtbar, aber keine Knochen oder Sehnen. Der Wundrand ist entzündet. Trügerisch ist, dass in diesem Stadium die Schmerzen nachlassen.

Grad 4: Auch die Knochenhaut ist betroffen. Knochen, Sehnen und Muskeln liegen frei. Die Wunde muss aber nicht offen sein, es kann sich eine Kruste zeigen, unter der das Gewebe zerfallen ist. Sie bricht irgendwann auf oder muss vom Arzt geöffnet werden. Dieses Stadium macht keine Schmerzen mehr, weil auch die Nervenzellen zerstört sind.

Gefährdete Hautstellen:

Bei Rückenlage: Hinterkopf, Schulterblätter, Wirbelsäule, Ellbogen, Auflageflächen über dem Steißbein, Fersen und Knöchel

Bei Seitenlage:  Ohr, Schulter, Oberschenkel, Knie, Knöchel

Im Sitzen: Hinterkopf, Schulterblätter, Sitzflächen über Steißbein, Fersen.

Tipps zur Vorbeugung:

  • Geschwächte Patienten und alte Menschen immer wieder motivieren bzw. ihnen helfen, dass sie sich, so gut es geht, ein bisschen bewegen – ob im Sitzen oder Liegen. 
  • Beim Sitzen aufpassen, dass der Kranke nicht langsam vom Stuhl rutscht. Der Druck der Sitzkante kann gefährlich sein und Dekubitus fördern. 
  • Bei der Körperpflege die Haut nicht zu sehr rubbeln oder verschieben.
  • Bettlägrige im Schnitt alle zwei Stunden umlagern und auch nachts einmal die Liegeposition verändern. Zur Druckentlastung gibt es verschiedene Sitzkissen zum Beispiel mit Gelfüllung, spezielle Schaumstoff- oder Luftkissenmatratzen und Naturfelle. Man kann aber auch ein Handtuch zusammenrollen, um jemanden von der Rücken- in die Seitenlage zu bringen und zu stabilisieren. Große Polster sind meist nicht sinnvoll zum Umlagern, weil sie Mikrobewegungen des Patienten einschränken. 

Pflegende Angehörige können sich bei Hausarzt, Krankenpflegerin, Wundmanager, Ergotherapeutin und Physiotherapeutin über bestmögliche Vorbeugung oder Erste Hilfe informieren.

Verschiedene Therapieoptionen

Bei Grad 1 ist die Druckentlastung für die betroffenen Stellen am wichtigsten, um die Heilung zu fördern und Durchblutung anzuregen.  Bei Grad 2 sind Schaumverbände und verschiedenste wundreinigende Auflagen zur lokalen Wundbehandlung angezeigt. Die Wunde soll trocken gehalten werden. Wundheilsalben helfen wenig.

Bei Grad 3 und 4 müssen die Gewebenekrosen oft chirurgisch entfernt und Antibiotika gegeben werden, denn die offenen Stellen sind Eintrittspforten für Keime. Eine Infektion kann bis zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung führen. 

In allen Stadien kann zur Beschleunigung der Heilung auch eine Laserbehandlung eingesetzt werden.

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