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Antibiotika sinnvoll und überlegt einsetzen

Vor rund 80 Jahren kam mit dem Penicillin das erste Antibiotikum auf den Markt. Sinnvoll und gezielt eingesetzt sind Antibiotika ein Segen für die Behandlung von bakteriellen Infektionen. Unsachgemäße Verschreibung sowie falsche Einnahme durch den Patienten, forcieren die Resistenz von Keimen auf Antibitika. Es folgen Infos zum verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika.

Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen, Mittelohr- und Nasennebenhöhlenentzündung, sowie Hautinfektionen, Angina und Hirnhautenzündung sind Hauptanwendungsgebiete von Antibiotika im ambulanten Bereich. Im Krankenhaus stellt die Prophylaxe vor chirurgischen Eingriffen die häufigste Indikation dar. 

Die meisten Antibiotika werden in der Primärversorgung verordnet (67%). 80% davon für Infektionen der oberen Atemwege, die jedoch zu 90% viral bedingt sind. Antibiotika werden unterteilt in bakteriostatisch wirkende (hindern Bakterien an der Vermehrung) und in bakterizid wirkende (töten Bakterien ab). 

Fatales Motto: „Hilft‘s nix, so schadet‘s nix“

Hunderte Antibiotika sind auf dem Markt, in den letzten Jahren kamen kaum welche dazu. Sie dürfen nur gezielt eingesetzt werden, was weltweit nicht gemacht wurde und wird. Zu häufig wurden/werden diese Medikamente, die nur gegen Bakterien und bestimmte Parasiten wirken, auch bei Erkrankungen eingesetzt, die durch Viren verursacht werden, wie etwa Erkältungen und Grippe.

Bedenkenloses Verschreiben nach dem Motto „Hilft’s nix, so schadet‘s nix“ führte dazu, dass Bakterien verschiedenen Antibiotikawirkstoffen gegenüber unempfindlich geworden sind. Diese Resistenzen machen zum Beispiel die Behandlung von multiresistenten Spitalskeimen sehr schwierig. Vor allem in China, Nord- und Südamerika und Indien ist die Zahl von resistenten Erregern sehr hoch. In Europa ist der Süden mit Italien und Griechenland ein Gebiet mit vielen resistenten Keimen. 

Weltweit gibt es heute Programme, die den Umgang und die Therapie mit Antibiotika verbessern sollen. Behandlungsdauer, Dosierung und Wirkstoffwahl stehen im Fokus und sollen optimiert werden. 

Antibiotika sollen nur verschrieben werden, wenn sie wirklich indiziert sind. Kein Patient soll in Selbstmedikation zu diesen Medikamenten greifen. 

Ein Bluttest auf die Bestimmung des CRP (C-reaktives Protein) – oder des PCT (Procalcitonin)-Wertes kann anzeigen, ob eine Entzündung durch Bakterien verursacht ist. Das hilft der Ärztin/dem Arzt bei der Entscheidung, ob die Gabe eines Antibiotikums notwendig ist. 

Um einen Wirkstoff zu finden, der optimal auf den Erreger abgestimmt ist, kann ein Abstrich (Rachen, Wunde), eine Urinuntersuchung oder Stuhluntersuchung im Labor durchgeführt  werden. Weil das Ergebnis so eines Antibiogramms meist erst nach zwei bis drei Tagen vorliegt, verordnet die Allgemeinmedizinerin/der Allgemeinmediziner vorerst bei manchen Infektionen ein Breitbandantibiotikum und wechselt danach gegebenenfalls auf ein spezifisches Mittel. 

Nebenwirkungen sind möglich

Jede Patientin/Jeder Patient verträgt Antibiotika unterschiedlich, leichte Nebenwirkungen sind bei etwa jedem Zehnten möglich. Wer glaubt, das Medikament nicht zu vertragen oder wer allergisch reagiert, sollte die Hausärztin/den Hausarzt konsultieren. Die Beschwerden sind nach Wirkstoffen verschieden. 

Häufige Nebenwirkungen:

  • Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen. Grund ist, dass das Gleichgewicht der Darmflora gestört wird. Die Hausärztin/den Hausarzt befragen, ob es sinnvoll ist, ein Probiotikum, das Bakterienkulturen enthält, während und noch einige Zeit nach der Einnahme des Medikamentes zum Wiederaufbau der gesunden Darmflora zu schlucken. 
  • Allergie: Sie kann unmittelbar mit Hautausschlägen, Schleimhautschwellungen oder selten mit einem Asthmaanfall auftreten. Nach Stunden oder Tagen kann es noch zu juckendem, rotfleckigem Ausschlag kommen. 
  • Selten treten Kopfschmerzen, Schwindel, Empfindlichkeit auf Sonnenlicht, Gelenkprobleme, Geschmackveränderungen etc. auf. 

Bei Schwangeren und Stillenden wird die Ärztin/der Arzt Nutzen und Risiken einer Antibiotikabehandlung individuell sorgsam abwägen. 

Milch verträgt sich nicht mit Penicillin & Co

Bei der Einnahme gibt es einige No-Gos zu beachten: 

  • Nicht mit Milch schlucken: Milchprodukte hemmen die Aufnahme der Wirkstoffe. Medikament mit einem Glas Wasser einnehmen. Nach vier Stunden kann man wieder zu Milch, Joghurt etc. greifen. Auch Tee oder Kaffee eignen sich nicht zur Einnahme.
  • Nicht mit Grapefruitsaft schlucken: Die Frucht verstärkt die Wirkung und erhöht somit das Risiko für Nebenwirkungen.
  • Auf Alkohol verzichten
  • Auf Wechselwirkungen achten: Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, soll diese erst einige Stunden nach dem Antibiotikum schlucken oder den Arzt zum Einnahmemodus befragen. Magensäurehemmer und Mineralstoffpräparate mit Kalzium, Magnesium oder Zink schwächen zum Beispiel die Wirkung, pflanzliche Präparate können diese verstärken.
  • Verhütung mit Kondom: Antibiotika können die Wirkung der Pille herabsetzen. Während der Einnahmezeit ist es sinnvoll, mit Kondom zu verhüten.
  • Einnahmeschema und -dauer genau befolgen: Den Anweisungen der Ärztin/des Arztes folgen. Die Einnahmezeit nicht eigenmächtig verkürzen oder verlängern.

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