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Nierenschwäche bleibt oft lange unentdeckt – Diabetiker besonders gefährdet

Nierenschwäche kann akut auftreten oder sich langsam einschleichen. Anfangs merkt der Betroffene nicht oder kaum, dass das Filterorgan nicht mehr optimal funktioniert. Vor allem unentdeckter und nicht therapierter Diabetes kann an die Nieren gehen. Der Großteil der Dialysepatienten sind Diabetiker. Konsequente Therapie, je nach Ursache, soll ein Nierenversagen und Dialysepflicht verhindern helfen.

Das Tückische ist, dass die Schädigung unseres Ausscheidungs- und Filterorgans jahrelang keine Beschwerden machen muss. Hauptaufgaben der Nieren:

  • Filterung und Reinigung des Blutes von überschüssigem Wasser, Mineralien und Stoffwechselendprodukten wie Harnstoff, Kreatinin, Harnsäure, Giften und Medikamenten. Unsere Nieren filtern bis zu 1800 l Blut pro Tag. Reichern sich harnpflichtige Stoffe aufgrund einer Nierenschwäche im Körper an, endet das in einer allmählichen Harnvergiftung (Urämie), die unbehandelt tödlich ist. Juckreiz, Erbrechen, Übelkeit, Verwirrtheit sind erste Anzeichen.
  • Regulation des Blutdrucks, Steuerung des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts, des Knochenstoffwechsels und Säure-Basen-Haushalts.
  • Hormonproduktion, die für die Blutbildung wichtig ist.

Mehr als 800.000 Österreicherinnen und Österreicher haben zumindest eine geringe Einschränkung der Nierenfunktion. Im Labor nachweisbar ist die Nierenschwäche (Niereninsuffizienz), wenn zum Beispiel der Kreatininspiegel ansteigt. Zu diesem Zeitpunkt kann bereits 50 % der Funktion verloren sein.

Staut sich Wasser im Körper bei einer Nierenschwäche an, kann das zu Ödemen (Wasseransammlungen) und Herzrhythmusstörungen führen.

Akutes Ereignis oder chronischer Verlauf

Akute Nierenschwäche: Sie tritt etwa nach Operationen und Unfällen mit starkem Blutverlust, bei Verbrennungen, Entzündungen, Infektionen, bei Herzschwäche, Tumoren und Nierensteinen auf. Bei alten Menschen kann akutes Versagen auf eine Dehydration zurückzuführen sein. Gemessen wird die Filterleistung anhand der glomerulären Filtrationsrate (GFR).

Die Symptome sind unspezifisch wie rasche Ermüdbarkeit, verringerte Harnmenge, Übelkeit, Wassereinlagerungen, Luftnot, Herzrhythmusstörungen, Schwindel bis zur Bewusstlosigkeit.

Akutes Nierenversagen ist ein Notfall und meist ist auch die Funktion anderer Organe gestört. Es tritt vermehrt bei Intensivpatienten auf.

Bei rechtzeitiger Behandlung kann sich die Niere manchmal wieder vollständig erholen. Wird nicht oder zu spät behandelt, besteht Lebensgefahr. Therapiert wird je nach Ursache. Manchmal kann eine meist vorübergehende Dialyse notwendig sein.

Chronische Nierenschwäche: Sie ist dadurch definiert, dass die Funktion sich über Monate und Jahre hinweg verschlechtert. Meist sind beide Nieren betroffen. In Österreich entwickeln pro Jahr etwa 14 von 100.000 Menschen eine chronische Nierenerkrankung. Das Risiko steigt mit dem Alter.

Häufigste Ursachen sind Diabetes und Bluthochdruck, aber auch diverse Medikamente. Der Verlust der Funktion bzw. von Nierengewebe lässt sich meist nicht rückgängig machen.

Symptome zeigen sich erst, wenn 50 % und mehr der Nierenfunktion verloren sind. Dazu gehören Ödeme, Bluthochdruck und Magen-Darm-Beschwerden.

Man unterscheidet fünf Stadien. Ist die Funktion nur leicht eingeschränkt, merkt der Betroffene kaum etwas, ist vielleicht etwas müde.

Je weiter die Erkrankung fortschreitet zeigen sich folgende Beschwerden:

  • Bluthochdruck
  • Geringe Urinmengen: weniger als ein halber Liter statt eineinhalb Liter. Manchmal ist der Urin rot gefärbt.
  • Schäumender Urin: Hinweis auf Eiweiß
  • Ödeme vor allem an Beinen und Augenlidern
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Blutarmut mit Schwäche, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Leistungsschwäche, Blässe
  • Knochenschmerzen, Muskelschmerzen
  • Juckreiz an den Beinen
  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall

Das Fortschreiten schädigt nach und nach andere Organe (urämisches Syndrom). Es leiden Herz-Kreislauf, Blutbildung, Magen-Darm-Trakt, Nervensystem, Haut und Knochen.

Im Endstadium (terminales Nierenversagen) zeigen sich massive Luftnot, unregelmäßiger Herzschlag, Krämpfe, Schläfrigkeit, Benommenheit bis hin zum Koma.

Therapie: Die Ursache bzw. Risikofaktoren müssen behandelt werden. Meist schreitet der Funktionsverlust über Jahrzehnte fort. Viele Betroffene brauchen irgendwann eine Dialyse oder Transplantation. Die meisten Dialysepatienten sind Diabetiker, daher zählt die optimale Einstellung der Zuckererkrankung zur besten Dialysevorsorge.

 

Ernährung anpassen

Menschen mit Nierenschwäche können dazu beitragen ihre Nieren zu entlasten. Den Rat der Ärztin/des Arztes oder der Diätologin/des Diätologen befolgen.

Chronische Nierenschwäche ohne Dialysepflicht: Streng verboten ist kaum etwas. Bei Phosphathaltigemist Vorsicht geboten. Es sollten zum Beispiel Innerein, Müsli, Vollkornbrot, Milch, Joghurt, Buttermilch, Schmelzkäse und bestimmte Wurstsorten nur in Maßen genossen werden. Topfen, Frischkäse, Camembert, Brie, Mozzarella etc. sind eher unbedenklich.

Auch zu viel Kalium ist kontraproduktiv. Daher sich bei Obst- und Gemüsesäften, Trockenobst, Nüssen, Bananen, Avocado, Hülsenfrüchten, Sprossen, Keimen, Pilzen, Kartoffelchips, -püree und -knödel zurückhalten.

Bei akuter Nierenschwäche ohne Dialyse ist es nicht notwendig den Kalium- und Phosphatgenuss einzuschränken. Die beeinträchtigte Nierenfunktion kann zu verstärktem Eiweißabbau und Fettstoffwechselstörung führen. Daher auf die Kalorienzufuhr achten. Ungefähr so viel trinken, wie am Vortag Urin ausgeschieden worden ist.

Bei den Getränken sind Cola, Milch, Instantgetränke und Alkohol ungeeignet. Tee, Wasser, gespritzte Fruchtsäfte und zwei bis drei Tassen Kaffee gelten als unbedenklich. Die tägliche Flüssigkeitsmenge mit der Ärztin/dem Arzt bestimmen.

Nierengesunder Lebensstil

Abgesehen von der Kost sollten wir alle uns nierengesund verhalten. Hier einige Tipps:

  • Blutdruck-, Zucker- und Cholesterinwerte kontrollieren: Hochdruck und Diabetes schädigen die Nierengefäße
  • Rauchstopp
  • Sparsam salzen: Maximal 6 g Salz pro Tag sind angeraten.
  • Regelmäßige Bewegung: Sie wirkt sich positiv auf Blutdruck-, Cholesterin- und Zuckerwerte sowie auf unser Gewicht aus. Ausdauersport mit Kräftigungseinheiten kombinieren.
  • Schmerzmittel in ärztlicher Absprache: Wer regelmäßig Schmerzmittel etwa bei chronischen Gelenksbeschwerden oder Migräne nimmt, dies immer absprechen. Wirkstoffe wie Diclofenac oder Ibuprofen können auf Dauer Nierengewebe schädigen.
  • Ausreichend (etwa 1,5 l) Trinken: Sich zum Beispiel eine Karaffe Wasser richten und jede Stunde ein Glas trinken. Es darf auch Kräuter- oder Früchtetee ohne Zucker sein. Wer viel schwitzt, sollte mehr trinken. Bei fortgeschrittener Herz- und Nierenschwäche die erlaubte Trinkmenge mit der Ärztin/dem Arzt abklären.

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