In Österreich leidet etwa jeder Zehnte an Diabetes mellitus. Mindestens ein Drittel weiß nichts von der Erkrankung, die unbehandelt zu Schäden an Gefäßen und in der Folge zu Schlaganfall, Herzinfarkt, Netzhaut- und Niereninsuffizienz führen kann. Eine strukturierte Langzeitbetreuung ist immens wertvoll, um Folge- und Langzeitschäden zu verhindern. Das Disease Management Programm (DMP) „Therapie aktiv – Diabetes im Griff“ hilft bei der Lebensstiländerung sowie bei der bestmöglichen individuellen Langzeitbehandlung und -begleitung. Hausarztmedizin plus in Haslach ist Teil des Programms und motiviert ihre Patientinnen und Patienten zum Mitmachen und Profitieren!
Die „International Diabetes Federation“ (IDF) nennt Diabetes mit rund 537 Millionen Kranken eine „globale Epidemie“, die dabei ist, sich zu einer der größten Gesundheitsprobleme der Welt zu entwickeln.
Alle 50 Minuten stirbt in Österreich ein Mensch an Diabetesfolgen. Das sind 10.000 Todesfälle im Jahr, mehr als an Darmkrebs oder Brustkrebs sterben. Etwa 300 Zuckerkranke müssen jährlich wegen Nierenversagens an die Dialyse. 85 bis 90 % der Kranken leiden an Diabetes Typ 2. Um Schäden an Gefäßen und Organen hintanzuhalten ist frühe Diagnose und gute Zuckereinstellung notwendig. Jeder Betroffene kann durch sein Verhalten viel Positives dazu beitragen, die Lebensqualität hoch- und Spätkomplikationen hintanzuhalten.
All diese Voraussetzungen sind in dem seit rund 20 Jahren in Österreich angebotenen, evaluierten und angepassten Langzeit-Programm „Therapie aktiv – Diabetes im Griff“ für Typ-2 Diabetikerinnen und Diabetiker implementiert.
Haslach bei den Pionieren dabei
Die Haslacher Arztpraxen waren beim Pionierprojekt zu „Therapie aktiv“ dabei. Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner, niedergelassene Fachärztinnen und -ärzte, vor allem für Innere Medizin, bieten das DMP an und bilden mit Krankenhäusern ein interdisziplinäres Behandlungsnetz. Die Teilnahme ist sowohl für Ärztinnen und Ärzte als auch für Patientinnen und Patienten freiwillig. Mit Stand 1.11.2024 nehmen in Oberösterreich 456 Ärztinnen und Ärzte und 28.594 Diabetikerinnen und Diabetiker von Typ 2 am DMP teil. Das sind etwa 20 bis 25 Prozent der Typ-2-Diabetikerinnen und Diabetiker. Medizinerinnen und Mediziner wollen viel mehr Betroffene zur Teilnahme motivieren. Info über teilnehmende Medizinerinnen und Mediziner, sowie zum Ablauf des Programms unter: www.therapie-aktiv.at
Ablauf und Vorteile der individuellen Langzeitbetreuung
Chronisch Kranke mit Diabetes Typ 2 sollen möglichst früh in die strukturierte, standardisierte, ärztliche Langzeitbetreuung eingeschlossen werden und davon profitieren, um Spätfolgen möglichst zu verhindern oder wenigstens hinauszuschieben. Ziele sind optimale Versorgung, Schulung und Information. Ein wichtiges Element dieser Betreuung ist die Selbstbestimmung und das Selbstmanagement.
Inhalt:
- Bei der Aufnahme ins Programm erfolgen eine ausführliche Anamnese und ärztliche Untersuchung, um den Ist-Zustand festzuhalten. In Folge werden alle drei Monate Kontrolluntersuchungen durchgeführt, wobei einmal im Jahr eine ausgeweitete Untersuchung mit Begutachtung von Augen und Füßen vorgeschrieben ist. Alle Ergebnisse werden dokumentiert. An Hand der Befunde werden mit der Patientin/dem Patienten Zielwerte etwa für HbA1c-Wert (Langzeitzuckerwert), Blutdruck, Cholesterin oder Körpergewicht vereinbart, die in den nächsten drei Monaten erreicht werden sollen. Gemeinsam werden Maßnahmen entwickelt, um die Ziele zu erreichen. Die Ziel-Vereinbarungen werden im Diabetes-Pass festgehalten. Die medikamentöse Therapie wird kontrolliert und wenn nötig angepasst.
- Am Beginn steht auch eine effiziente Diabetesschulung und diätologische Beratung in einer Diabetesambulanz oder in der Praxis einer geschulten Ärztin oder eines Arztes, wie zum Beispiel im Gesundheitszentrum Haslach.
- Jeder Teilnehmende erhält ein Patientenhandbuch und Info-Unterlagen von der Krankenkasse.
- Durch gutes Selbstmanagement kann die Patientin/der Patient zum Beispiel durch beherzigen von Ernährungstipps, regelmäßiger Bewegung und konsequenter Blutzuckermessung den Erfolg positiv beeinflussen.
Um den bestmöglichen Benefit zu erzielen, ist eine gute Kooperation von HausärztInnen, InternistInnen, AugenärztInnen, DermatologInnen, DGKPs, DiätologInnen, ApothekerInnen, Selbsthilfeorganisationen und Krankenhäusern notwendig.
Ergebnisse einer Evaluierung der Medizinischen Universität Graz 2018 ergaben, dass durch das DMP die Versorgung verbessert, die Sterblichkeit, Anzahl der Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie die Gesamtkosten gesenkt werden konnten.
Mehr Info zum Ablauf und Inhalt des Programms sowie zu teilnehmenden ÄrztInnen lesen Sie hier und unter www.therapie-aktiv.at
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