Mit Hitzewellen muss unser Organismus auch hierzulande mittlerweile zurecht kommen. Hitzestress bringt eine extreme Herz-Kreislauf-Belastung, die vor allem ältere Menschen, Säuglinge, Personen mit Durchblutungsstörungen und chronischen Erkrankungen zusetzt. Schwindel, Erschöpfung, Übelkeit, Kopfweh können erste Anzeichen von Hitzschlag & Co sein. Hier lesen Sie Tipps zu Vorbeugung und Erster Hilfe.
Früher gab es sie vereinzelt, heute sind aufeinanderfolgende Tage mit mehr als 30 Grad C bei uns nicht mehr selten. An heißen Tagen mehren sich die Kreislaufprobleme, d.h. das Zusammenspiel zwischen Herz und Gefäßen ist gestört. Bei ungewohnter Hitze weiten sich die Gefäße, damit Wärme durch das Schwitzen über die Haut abgeleitet werden kann. Diese Weitung braucht mehr Blut, wodurch der Blutdruck sinkt und der Kreislauf geschwächt wird.
Typische Symptome dieser Schwäche sind Übelkeit, Leistungsschwäche, Schwindel, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Solche Symptome können sich bei kreislauflabilen Menschen auch bei raschem Wetter-Wechsel vom heiß auf kalt zeigen. Vor allem Patienten, die Herz-Kreislaufmittel einnehmen müssen, sind gefährdet. Sie sollen die Medikation für heiße Tage mit Hausärzt:in absprechen. Venenschwache Menschen können sich mit Hausärzt:in beraten, ob das Tragen von Stützstrümpfen Sinn macht.
Gehirn zu wenig durchblutet
Sackt der Kreislauf ab, kann es zu einer Durchblutungsstörung im Gehirn kommen, was Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen etc. hervorrufen kann. Um einem Kollaps vorzubeugen, hinlegen und Beine hochlagern! Dann wird das Gehirn wieder gut durchblutet.
Um den Kreislauf stabil zu halten mehr trinken, sonst kann das Blut eindicken, was wiederum ein Versorgungsproblem im Gehirn bedeuten kann. Schlimmste Folge ist ein Schlaganfall. Vorbeugend über den Tag verteilt – je nach Belastung – bei Hitze mindestens einen Liter mehr trinken als normal.
Wichtig: Herz- und Nierenkranke sollen die Trinkmenge mit dem Arzt festlegen.
Hitzestress vermeiden, Kreislauf anregen
Tipps, um gut und gesund durch den Sommer zu kommen:
- Eher weniger und leichte Kost essen: Keine fetten, schweren Speisen, mehr Obst, Gemüse, Suppe und Salate essen. Wasserreiches wie Wassermelone, Granatapfel, Beeren, Tomaten und Gurke essen. Milchprodukte, Topfen und Joghurt sind optimale Sommerkost.
- Rauchstopp
- Wenn überhaupt Alkohol, dann erst nach Sonnenuntergang
- Tagsüber Räume mit Rollläden oder Vorhängen abdunkeln
- Sport am frühen Morgen oder Abend treiben. Sich nicht überfordern. Wer länger als eine Stunde sportelt, soll ab dann alle 30 Minuten 0,2 Liter trinken. Apfelsaft gespritzt versorgt zum Beispiel mit Mineralstoffen.
- Helle, leichte Kleidung aus Naturfasern und bei Sport Funktionskleidung tragen.
- Nicht zu kalt und viel trinken: Lauwarmer Hagebutten- oder Melissentee, natriumreiches Mineralwasser, Wasser mit einem Schuss Zitronensaft, gespritzte Fruchtsäfte sind empfohlen. Drei, vier Liter dürfen es bei Gesunden, je nach Belastung, sein.
- Wassertreten nach Kneipp: Im Bach oder der Badewanne mit mindestens 20 cm hohem kaltem Wasser am Morgen im Storchengang 1 -2 Minuten gehen.
- Beine zwischendurch immer wieder einmal kurz hochlegen
- Kaltes Armbad: Bei Abgeschlagenheit und Leistungsabfall kaltes Wasser in Waschbecken einlassen und Arme bis Oberarm-Mitte hineinlegen. Arme im Wasser etwas bewegen, sie nach 20 Sekunden herausnehmen, das Wasser abstreifen.
Alternative: Kaltes Wasser 1-2 Minuten lang über Handgelenke/Puls laufen lassen.
Die Kaltwasseranwendungen bringen den Kreislauf wieder in Schwung und beleben.
- Abkühlung im See/Meer: Wer extrem erhitzt ist soll langsam ins Wasser gehen, nicht plötzlich hineinspringen.
Häufigste Hitzefolgen
- Sonnenstich: Beim Sonnenstich entzündet sich die Hirnhaut, das Hirngewebe schwillt an, was zu Kopfweh führt. Schwindel, Übelkeit, Erbrechen können dazu kommen.
Ursache ist ein zu langer und/oder zu wenig geschützter Aufenthalt in der Sonne. Nie ohne Sonnenhut, Nackenschutz, Sonnencreme und Sonnenbrille in die Sonne! Mittagshitze meiden.
- Hitzschlag: Der Körper schafft es nicht mehr durch das Verdunsten des Schweißes für ausreichende Abkühlung zu sorgen. Folgen: Steigende Körpertemperatur, heiße, gerötete Haut, eventuell eingetrübtes Bewusstsein bis zur Bewusstlosigkeit. Notarzt alarmieren.
- Hitzeerschöpfung: Die Haut fühlt sich kalt an, dazu kommen starkes Schwitzen und Absacken des Blutdrucks. Es hilft dem Betroffenen elektrolythaltige Drink zu geben, kühl zu duschen oder mit kaltem Waschlappen abreiben.
Erste Hilfe bei all diesen Zuständen: Person rasch an kühlen, schattigen Ort bringen, kühle, feuchte Umschläge anlegen, etwas zu trinken geben. Bei anhaltenden Beschwerden Arzt rufen.
Senioren sollen sich besonders schonen
Alte Menschen reagieren oftmals auf Hitzestress besonders intensiv, ihre Temperaturregulation kann überfordert sein. Sie schwitzen sehr stark und bekommen einen roten Kopf. Außerdem ist bei Senioren das Durstgefühl verringert. Wer viel schwitzt und zu wenig trinkt, riskiert, dass der Körper austrocknet, Minerale und Salz verloren gehen.
Medikamente wie etwa Schilddrüsenhormonpräparate können die Thermoregulation zusätzlich beeinflussen und Hitzeprobleme begünstigen.
Bettlägrige Menschen im Sommer regelmäßig mit kühlem, feuchtem Waschlappen abreiben. Kühlende Körperlotion verwenden.
Bei ungewohnter Unruhe von älteren Menschen, erhöhter Körpertemperatur, plötzlicher Verwirrtheit und Übelkeit Notarzt rufen. Es können Vorboten eines Hitzschlags sein. Sofort kühlende Umschläge machen, dem Betroffenen etwas zu trinken geben, für Luftzug sorgen.
Sorgenkinder im Sommer
Auch Säuglinge und Kleinkinder müssen vor Hitze und Sonne besonders geschützt werden:
- Babys und Kinder bis 3 Jahre nie in die direkte Sonne lassen. Auch im Schatten sind Kopfbedeckung, Sonnencreme und schützende leichte Kleidung Pflicht.
- Zwischen 11.00 und 16.30 Uhr sollen Kindern nicht draußen herumtoben und sich körperlich stark anstrengen.
- Trinkmenge ab 30 Grad C verdoppeln bis verdreifachen. Wasser, ungesüßter Früchtetee oder gespritzter Apfelsaft sind gut.
- Leichte Kost. Wenn Kindern keinen Appetit haben, sie nicht zum Essen zwingen, aber Zeit für das Trinken muss sein!
- Eis in Maßen ist erlaubt. Besser ist Wassereis oder gefrorene Fruchtsäfte als süßes Milcheis.
- Babys nie im Auto lassen!
- Sonnenbrand vermeiden: Ist es doch einmal passiert, Kind sofort aus der Sonne holen, kühlende Umschläge machen, lauwarm duschen und entzündungshemmende Gels bzw. Topfen auftragen.
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