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Mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit gut leben

Nahrungsmittelunverträglichkeiten wird heute viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ob hinter Verdauungsproblemen tatsächlich eine Intoleranz steckt, ist nicht immer leicht festzustellen. Blut- und Atemtests sind Diagnoseinstrumente. Eine Ernährungsberatung bei Diätolog:in kann helfen, trotz Unverträglichkeit, eine ausgewogene individuelle Ernährungsform zu finden. 

Menschen, die nach dem Genuss von Obst oder einem Glas Milch mit Blähungen oder Durchfall reagieren sind nicht alleine. Geschätzte 15 -20 Prozent der Österreicher:innen leiden mehr oder minder unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit, die mit einer Lebensmittelallergie nichts zu tun hat. (Über den Unterschied lesen Sie im Website-Artikel „Lebensmittelallergien sind selten und nicht mit Unverträglichkeiten zu verwechseln“).

Da die Beschwerden recht individuell und oft auch unspezifisch sind, kann die Diagnose für Haus- bzw. Fachärzt:in herausfordernd sein. Von einer Nahrungsmittelintoleranz spricht man, wenn der Körper einen Nahrungsbestandteil, der normalerweise keine Probleme macht, nicht richtig verdauen und aufnehmen kann, sprich wenn er fehlerhaft verstoffwechselt wird. Die Ursache ist meist ein Transporter- oder Enzymmangel. Je nach Verdacht kommen Bluttests und/oder H2-Atemtests zur Diagnose in Frage.  

Ursachenkomplex aus Fehlernährung, Stress und Anlage

„Grund der zunehmenden Unverträglichkeiten ist neben einer erblichen Komponente häufig auch eine Fehlernährung, die auf Dauer die Darmschleimhaut schädigen kann, wodurch leichter Intoleranzen entstehen. Auch Dauerstress oder anhaltende psychische Belastungen haben Auswirkungen auf das Darmmikrobiom. Um den Darm gesund zu halten, sollte man sich so abwechslungsreich und naturbelassen wie möglich ernähren“, sagt Klara Mair, Diätologin im Gesundheitszentrum Haslach.

Nahrungsmittleintoleranzen sind keine Krankheit, können aber die Lebensqualität einschränken. Oftmals werden geringe Mengen des fehlerhaft abgebauten Stoffes noch gut vertragen.

Die häufigsten Intoleranzen:

  • Laktose (Milchzucker)

Ursache für die Milchzuckerunverträglichkeit ist das Fehlen oder die unzureichende Produktion des Verdauungsenzyms Laktase im Dünndarm, das den Milchzucker spaltet, damit er ins Blut aufgenommen werden kann. Die häufigsten Symptome sind Blähbauch, Durchfall, Bauchschmerzen, Völlegefühl, Übelkeit oder Kopfschmerzen.

Daher ist oftmals eine Anpassung der Ernährung, sprich der (teilweise) Verzicht auf Milch und Milchprodukte, notwendig. Im Ausnahmefall kann man die Laktase in Form von Tabletten zu sich nehmen, die der Verdauung helfen die Laktose abzubauen und somit die Beschwerden lindern/verhindern. „Wenn man auf Urlaub oder zum Essen eingeladen ist oder an den Feiertagen einmal über die Stränge schlagen möchte, können solche Enzymtabletten aus der Apotheke eingenommen werden. Sie ersetzen jedoch eine Kostumstellung nicht und müssen auch selbst bezahlt werden“, sagt die Diätologin. 

Vorsicht: Auch in Keksen, Waffeln, Soletti, Schokolade, Kuchen, Toast- und  Knäckebrot, Fertiggerichten etc. kann sich Laktose verstecken. Daher immer die Zutatenliste lesen!

Empfohlen und laktosefrei sind:

  • Fleisch, Fisch, Geflügel
  • Obst, Gemüse, Salat, Kartoffeln
  • Reis
  • Nudeln
  • Getreide
  • Fruchtsäfte, Tee, Kaffee, 
  • Eier
  • Bitterschokolade
  • Butter (sehr geringer Laktosegehalt)

Alternativen zu Milchprodukten

Reismilch, Mandelmilch, Hafermilch, Kokosmilch, Sojamilch, als laktosefrei gekennzeichnete Produkte, Tofu

  • Fruktose (Fruchtzucker)

Die Fruchtzuckerunverträglichkeit ist meist erworben. Bei einer solchen Fruktosemalabsorption kann der Fruchtzucker durch einem Transportermangel/-defekt nicht ausreichend aus dem Dünndarm ins Blut aufgenommen werden. Es gilt herauszufinden, ob Betroffene eine kleine Menge an Fruchtzucker vertragen. In seltenen Fällen ist die Unverträglichkeit angeboren (hereditäre Fructoseintoleranz). In diesem Fall gilt strikte Fruchtzuckerkarenz, weil es ansonsten zu Leber- und Nierenschäden kommen kann. 

Fruchtzucker ist nicht nur in Obst und Fruchsäften, sondern etwa auch in Mineralwasser mit Geschmack, Gemüse, Bier, Süßigkeiten etc. enthalten.

Symptome sind meist Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall. Fast jeder dritte Erwachsene und zwei von drei Kleinkindern sind laut Schätzung betroffen. „Die erworbene Unverträglichkeit kann im Laufe des Lebens wieder verschwinden. Wenn nicht, lässt sich mit angepasster Kost meist gut damit leben“, sagt Klara Mair. 

Betroffene reagieren oft auch auf Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Xylit oder Isomalt, die es dann zu meiden gilt.

Unbedenklich genießbar sind meist:

  • Getreideprodukte
  • Gemüse
  • Reine Milchprodukte
  • Nüsse, außer Erdnüsse
  • Fleisch, Geflügel, Fisch
  • Eier 
  • Histamin

Bei Überempfindlichkeit reagieren die Menschen mit allergieähnlichen Symptomen wie Kopfschmerzen/Migräne, Hitzegefühl, Magen-Darmbeschwerden, Müdigkeit, niedrigem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Juckreiz, Nesselausschlag etc. Grund für die Symptome ist die unzureichende Produktion des Enzyms DAO (Diaminoxidase), das für den Histaminabbau zuständig ist. Betroffene sollen auf histaminreiche Nahrungsmittel und solche, die die Ausschüttung von Histamin fördern (Schokolade, Nüsse, Zitrusfrüchte, Erdbeeren, Bananen, Hülsenfrüchte, Weizenkeime etc.) verzichten.

Zu den häufigsten Auslösern gehören: 

  • Rotwein
  • Hartkäse
  • Schokolade
  • Salami
  • Nüsse
  • Erdbeeren, Zitrusfrüchte
  • Sauerkraut, Spinat, Tomaten
  • Fisch: Makrele, Sardine, Thunfisch

Günstig ist es viel Vitamin C zu sich zu nehmen, da dieses den Histaminabbau begünstigt. Auch Vitamin B6 ist für das Gleichgewicht des Histamins im Körper wichtig.

Das Enzym DAO kann man im Bedarfsfall in Kapsel/Tablettenform vor der histaminreichen Mahlzeit einnehmen. Das ist kein längerfristiger Ersatz für eine histaminarme Ernährung, sondern nur ergänzend für Urlaube etc. gedacht.  Da Glutamat ebenfalls von DAO abgebaut wird, vertagen histaminempfindliche Personen auch diesen Geschmacksverstärker schlecht. 

Individuelle Ernährungsberatung sinnvoll

„Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten kommt es auf die individuelle Ausprägung an, wie streng eine Diät eingehalten werden muss. Es soll jeder für sich austesten in welcher Menge die unterschiedlichen Lebensmittel vertragen werden“, sagt Diätologin Mair. 

Eine von Ernährungsexpert:in begleitete Kostumstellung in drei Schritten ist sinnvoll:

  • Karenz: Zunächst wird etwa zwei Wochen lang auf laktose-, fruktose- oder histaminhaltige Lebensmittel verzichtet.
  • Testphase: Sobald die Beschwerden abgeklungen sind, wird die Lebensmittelauswahl langsam wieder um jeweils 1 Lebensmittel erweitert. Ziel ist, auszutesten, ob und wie viel vom „gefährlichen“ Stoff individuell vertragen wird.
  • Dauerernährung: Ist die Verträglichkeitsgrenze ermittelt, kann gemeinsam mit Diätolog:in eine dauerhafte Ernährungsempfehlung erstellt werden. „Ziel ist eine vollwertige Ernährung, die alle nötigen Nährstoffe in ausreichender Menge liefert. Vorlieben und Gewohnheiten des Einzelnen werden berücksichtigt. Mir ist auch wichtig, dass die Betroffenen wieder achtsam hinspüren, was ihrem Körper gut tut“, erklärt Klara Mair.

Mehr zu Nahrungsmittelintoleranzen: Hier klicken

Info: Hausärzt:innen aus dem Bezirk Rohrbach können Patienten zur Diätologin im Gesundheitszentrum Haslach zuweisen. Den Versicherten entstehen keine Kosten.

 

Foto: freepik

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