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Gutes Hören bedeutet Lebensqualität – Störungen früh behandeln

Hörstörungen gehören zu den häufigsten sensorischen Defiziten. Mit 70 Jahren können nur mehr rund 60 Prozent der Bevölkerung uneingeschränkt hören. Unbehandelt kann zum Beispiel eine Altersschwerhörigkeit in die Isolation führen. Die moderne Medizin hilft mit Hörgeräten und -implantaten sowie Hörtraining die Kommunikationsfähigkeit und somit das Teilhaben am Sozialleben zu erhalten bzw. wieder zu ermöglichen.

„Bitte rede lauter ich höre und verstehe dich kaum“ – Wenn man diesen Satz von einem Senior wiederholt hört, kann er Zeichen einer beginnenden Schwerhörigkeit sein. Hören ist ein Prozess aus Wahrnehmung und zentraler Hörverarbeitung, die im Alter abnimmt. Das Sprachverstehen ist eine Hirnleistung und das Ohr ist der Vermittler. Bei der Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) spielen neben dem Alterungsprozess auch Stoffwechselstörungen und genetische Faktoren eine Rolle. Die Haarzellen im Innenohr nehmen mit dem Alter ab. Sind eine große Anzahl geschädigt, folgt die Schwerhörigkeit, funktionieren die Haarzellen gar nicht mehr, ist der Betroffene taub.

Hörstörungen können aber in jedem Alter auftreten und das Außen-, Mittel- oder Innenohr betreffen. Vor allem der Freizeitlärm hat sich in den letzten zwanzig Jahren verdreifacht, während die Lärmbelastung am Arbeitsplatz abnimmt. Häufige Ursachen für Hörstörungen sind neben Lärmschäden und Knalltrauma etwa zu viel Ohrenschmalz, Fehlbildungen des Ohrs, Unfälle, Ohrentzündungen, Otosklerose (Verknöcherungen im Innen- und Mittelohrbereich) und Durchblutungsstörungen im Ohr.

Erste Anzeichen einer Hörstörung:

  • Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen undeutlich sprechen
  • Bei leisen Gesprächen muss ich mich sehr konzentrieren
  • Radio oder Fernsehen sind mir oft zu leise
  • Ich muss mir Gesprochenes häufig wiederholen lassen
  • Ich fühle mich durch meine Hörstörung allgemein beeinträchtigt
  • Ich empfinde Druck oder Taubheit im Ohr
  • Ich leide unter Ohrenschmerzen
  • Ich überhöre Telefon oder Klingel
  • Ich kann Gesprächen in der Gruppe oder bei Unterhaltungen im Gasthaus mit Hintergrundgeräuschen nur schwer folgen

Arten der Schwerhörigkeit:

Mittelohrschwerhörigkeit: Sie kann zum Beispiel die Folge von einer Mittelohrentzündung, eines Mittelohrergusses oder einer Versteifung der Gehörknöchelchen sein. 

Innenohrschwerhörigkeit: Grund kann ein Hörsturz sein, der binnen 48 Stunden behandelt werden soll. Neben der Abnützung und Funktionsunfähigkeit der Sinnenhärchen sind auch Knalltrauma, dauerhafte Lärmbelastung oder eine Borreliose häufige Ursachen. 

Lärmbelastung in der Jugend

Generell gilt: je höher der Lärmpegel ist, desto kürzer darf die Zeit der Beschallung sein. 

Als besonders gefährlich wird die Verwendung von Einsteck-Kopfhörern etwa für MP3-Player eingeschätzt. Eine stundenlange, etwa 100 dB laute Beschallung mit MP3-Player, erzeugt nachweisbare Hörstörungen.

Für Hörstörungen sind Schallspitzen über 90 Dezibel (dB) und eine Dauerbeschallung über 85 Dezibel relevant. Ein vierstündiger Diskobesuch mit rund 110 dB lauter Musik entspricht zum Beispiel einer 40 Stundenwoche bei ungeschützter Lärmarbeit. 

Beispiele für alltäglichen Lärm: 

50 dB: Unterhaltung bei Zimmerlautstärke

80 dB: Motorrad

90 dB: Gewitter, Rasenmäher 

130 dB: Düsenflugzeug

170 dB: Ohrfeige am Ohr, Silvesterkracher in Ohrnähe

Vielfalt an Hörgeräten und -hilfen

Sprachaudiogramm und Hörtests geben Aufschluss über das Hörvermögen. Die technische Weiterentwicklung sowohl konventioneller Hörhilfen als auch von elektronischen Hörimplantaten haben neue Versorgungsindikationen eröffnet.

Moderne Hörgerätemodelle stellen keine optische Beeinträchtigung mehr dar. Man unterscheidet zwischen Hinter-dem-Ohr-Geräten, Im-Ohr-Geräten, Hörbrillen und implantierbaren Hörhilfen. Bei der Altersschwerhörigkeit sollen beide Ohren mit einem Gerät versorgt werden, das der Hör-Akustiker anpasst. Im Schnitt dauert es zwei bis drei Monate, bis man sich an das Gerät gewohnt hat. Danach hat der Träger kaum Einbußen in der Kommunikation. 

Schwerhörigkeit kann die Gedächtnisleistung beeinträchtigen und hochgradig Schwerhörige haben ein fünffach erhöhtes Risiko für eine Demenzerkrankung, auch ihr Risiko für eine Depression steigt.

Um für den Patienten ein individuell optimales Behandlungsergebnis zu erzielen ist die Betreuung durch ein interdisziplinäres Team Standard. Der erste Ansprechpartner/die erste Ansprechpartnerin bei Hörproblemen bleibt oftmals der Hausarzt/die Hausärztin.  

Hörstörungen bei Kindern erkennen

Besondern bei Säuglingen und Kindern ist eine frühe Diagnosestellung wichtig, um ihnen bei entsprechender Behandlung eine optimale Hörsprachentwicklung zu ermöglichen. 

Schon ein paar Wochen altes Baby lässt sich durch Zuspruch beruhigen oder reagiert auf Geräusche, wie einem Fingerschnippen neben dem Kopf. Mit zwei, drei Monaten sollte ein Kind den Kopf nach einer Geräuschquelle drehen. 

Später geben das Verstehen wie auch das Sprechen – etwa eine schlechte Aussprache im Vorschulalter – Aufschluss über etwaige Hörprobleme.  Auch Kontaktschwierigkeiten mit anderen Kindern können ihre Ursache in Hörproblemen haben.

Weitere typische Anzeichen:

  • Das Kind sagt antwortet häufig mit der Gegenfrage „Was?“ oder „Wie bitte?“
  • Das Kind stellt die Lautstärke beim Fernseher oder Radio sehr laut ein
  • Das Kind fängt an lauter als gewohnt zu sprechen
  • Dem Lehrer fällt auf, dass das Kind schlecht hört
  • Das Kind klagt über Ohrengeräusche oder -schmerzen

Bei einem ersten Verdacht nicht zuwarten, sondern den Haus-, HNO- oder Kinderarzt aufsuchen. 

Foto: freepik

 

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