Die Schilddrüse, das kleine schmetterlingsförmige Organ am Hals gelegen, spielt eine zentrale Rolle bei vielen Stoffwechselvorgängen im Körper. Werden zu wenige oder zu viele Schilddrüsenhormone gebildet, zeigt sich das in einer Verlangsamung bzw. Aktivierung des Stoffwechsels mit charakteristischen Symptomen. Autoimmunerkrankungen sind oftmals für die Fehlfunktion der Schilddrüse verantwortlich. Hier die wichtigsten Symptome, bei denen man den Hausarzt/die Hausärztin zur Abklärung aufsuchen soll.
Die Schilddrüsenhormone Trijodthyronin(T3) und Thyroxin(T4) haben einen hohen Jodanteil und beeinflussen fast alle wichtigen Körperfunktionen (Herz-Kreislauf, Blutgefäße, Blutdruck, Fett- und Bindegewebsstoffwechsel, Schweiß- und Talgdrüsen der Haut sowie die Nieren- und Darmtätigkeit, Energieverbrauch). Die übergeordnete Steuerung der Schilddrüse erfolgt durch Hypothalamus bzw. Hypophyse (Hirnanhangdrüse) über das Hormon TSH (schilddrüsenstimulierendes Hormon).
Fehlfunktionen der Schilddrüse betreffen mehr Frauen als Männer und zeigen sich oftmals in Phasen von hormoneller Umstellung wie Schwangerschaft oder Wechsel.
1) Unterfunktion (Hypothyreose)
Rund 10 bis 15 Prozent der Österreicher*innen, mehr Frauen, haben eine Unterfunktion. Durch die Verlangsamung des Stoffwechsels kommt es zu folgenden Anzeichen:
- Depressive Verstimmung
- Gewichtszunahme
- Schwäche, Müdigkeit
- Kälteüberempfindlichkeit
- Niedriger Blutdruck
- Libidoverlust
- Verstopfung
- Trockene Haut, brüchige Nägel, vermehrter Haarausfall
- Zyklusstörungen, verminderte Fruchtbarkeit
- Erhöhte Blutfettwerte
- Niedriger Blutdruck, langsamer Puls
- Wassereinlagerungen im Gewebe
Häufigste Ursache der Unterfunktion ist Morbus Hashimoto (Hashimoto Thyreoiditis), eine Autoimmunerkrankung, die zur Entzündung der Schilddrüse mit darauffolgender Zerstörung des Organs durch Antikörper führt. Die Hypothyreose kann auch medikamentös, genetisch, durch Entzündung oder anhaltenden Jodmangel bedingt sein. Selten ist ein Hypophysentumor der Grund.
Labor, Ultraschall und eventuell eine Szintigraphie helfen bei der Diagnose.
Schwangere mit Unterfunktion haben ein erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten. Daher sollten Frauen, die schwanger werden wollen, zuvor die Funktion der Schilddrüse checken lassen.
Gut und leicht therapierbar
Die Unterfunktion ist relativ leicht zu behandeln. Das fehlende Hormon T4 wird durch Tabletten (L-Thyroxin) ersetzt. In bestimmten Fällen ist die Gabe von Jod indiziert (bei Hashimoto nicht sinnvoll). Wichtig sind regelmäßige Blutwertkontrollen, um die richtige Dosierung des Medikaments zu überwachen. Meist ist eine lebenslange Einnahme des Hormons notwendig.
Schilddrüsenhormone richtig einnehmen
Damit eine optimale Wirkung erzielt wird, müssen die Hormone morgens auf nüchternen Magen, etwa 30 Minuten vor dem Frühstück eingenommen werden. Kaffee, Milch oder Schwarztee blockieren die Aufnahme der Wirkstoffe.
Wer Magenschutzpräparat, Kalzium- oder Eisenmedikamente einnimmt, muss diese eine Stunde zeitversetzt schlucken. Das gilt auch für Käse, Milch und Milchprodukte.
2) Überfunktion (Hyperthyreose)
Rund 150.000 Österreicher*innen, viel mehr Frauen, sind davon betroffen.
Im Wesentlichen gibt es zwei Ursachen:
a) Heiße Knoten: das sind meist gutartige Gewebeveränderungen, die vermehrt Jod aufnehmen und unkontrolliert Hormone bilden und ausschütten.
b) Morbus Basedow: Autoimmunerkrankung. Sehr häufige Ursache bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren.
Durch die Aktivierung laufen Stoffwechselprozesse schneller ab. Symptome:
- Emotionale Schwankungen
- Innerer Unruhe, Zittern, Angstzustände, starke Nervosität
- Schlaflosigkeit
- Depressive Verstimmung
- Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Durchfall
- Gewichtsverlust trotz Heißhunger
- Aussetzen der Periode, Unfruchtbarkeit
- Potenzprobleme
- Augenveränderungen: hervortreten des Augapfels bei Morbus Basedow
Bei älteren Erkrankten können die typischen Beschwerden fehlen. Betroffene Senior*innen fühlen sich oftmals nur müde, schwach, wirken geistesabwesend und verlieren stark an Gewicht.
Medikamentöse Therapie meist keine Dauerlösung
Behandelt kann die Überfunktion, je nach Ursache, mit Medikamenten (Thyreostatika), Operation oder Radiojodtherapie. Jodarme Ernährung ist empfohlen. Thyreostatika werden einmal täglich nach dem Frühstück eingenommen.
Eine Dauermedikation ist wegen der Nebenwirkungen nicht zu empfehlen. So wird nach je nach Lebensphase sowie Verträglichkeit der Medikamente irgendwann meist eine Dauerlösung mittels Operation oder Radiojodtherapie angestrebt.
Wird die Schilddrüse operativ entfernt, was heute ein Routineeingriff ist, wird danach eine lebenslange Einnahme der Hormone notwendig.
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