Schleppen sie sich antriebslos, missgelaunt und müde durch die dunkle Jahreszeit? Jeder, der im Herbst eine andauernde signifikante Verschlechterung seiner Stimmungslage bemerkt, sollte die Hausärztin/den Hausarzt aufsuchen. Hinter dem Winterblues könnte auch eine saisonal abhängige Depression (SAD) oder Winterdepression stecken.
Die Winterdepression beginnt im Herbst und endet im Frühling. Betroffen sind mehr Frauen als Männer. Die SAD kehrt meist alle Jahre wieder und tritt viel weniger häufig auf als die klassische Depression.
Der Lichtmangel durch die kürzeren Tage, wird als Auslöser der SAD gesehen. Dadurch wird die Produktion des Muntermacherhormons Serotonin und der Abbau des Schlafhormons Melatonin gebremst. Zuviel Melatonin macht schlapp, müde und missgelaunt. Den Serotoninmangel versucht der Körper mit Heißhunger auf Süßes auszugleichen, denn Zucker und zum Beispiel einige Inhaltsstoffe von Schokolade helfen, den Gehirnzellen wieder mehr Serotonin zur Verfügung zu stellen. Dieser Süßhunger ist typisch für die SAD und fehlt bei anderen Depressionsformen.
Aus Unwissen oder Gutmeinen versuchen Angehörige oftmals mit Floskeln wie „Kopf hoch, das wird schon wieder“, „Reiss dich zusammen, lass dich nicht so hängen“ den Depressiven zu motivieren. Das ist kontraproduktiv und kann den sozialen Rückzug sogar verschlimmern. Lieber keine Vorwürfe machen, sondern den Kranken ermutigen zum Arzt zu gehen. Ihm klar machen, dass die Depression keine Schwäche ist, sondern eine Krankheit, die man gut behandeln kann.
Man kommt kaum aus dem Bett
Von krankhaft spricht man, wenn sich der Winterblues, sprich die depressive Episode, über mindestens zwei Wochen hinzieht. Die Betroffenen beschreiben ihren Zustand manchmal als innerlich abgestorben. Hauptsymptome der SAD:
- Energielosigkeit
- Vermehrter Appetit und Heißhunger auf Süßes
- Unausgeglichenheit
- Gedrückte Stimmung
- Antriebslosigkeit
- Libidoverlust
- Vernachlässigung sozialer Kontakte und der eigenen Person
- Das klassische Symptom der Depression, die Schlafstörung fehlt, es kommt dagegen zu vermehrtem Schlafbedürfnis mit morgendlicher Müdigkeit.
Raus in die Natur
In den trüben Monaten braucht der Körper so viel natürliches Tageslicht, wie er bekommen kann. Sich daher regelmäßig im Freien bewegen, denn da ist die Lichtintensität immer höher als in beleuchteten Innenräumen. Mit Bewegung im Freien lassen sich leichte Durchhänger oftmals vertreiben. Ein strukturierter Alltag hilft ebenfalls, der Energielosigkeit nicht zu viel Raum zu geben. Bananen, Nüsse, Kiwi und Tomaten enthalten Vorstufen von Serotonin, Fisch und Leinöl sind reich an Omega 3-Fettsäuren, die sich auch positiv bei Depressionen auswirken.
Therapieoptionen
- Lichttherapie: Das Tageslicht ist auch an bewölkten Tagen mindestens 1000 bis 3000 Lux stark, während wir in Drinnen nur auf bis zu 300 Lux kommen. Die Symptome vieler SAD-Kranker können mit spezieller Lichttherapie gelindert werden. Man braucht dazu Vollspektrumlampen ohne UV-Licht mit einer Stärke von 5000 bis 10.000 Lux. Je nach Lichtstärke soll man eine halbe bis eine Stunde täglich neben der Lampe sitzen, die man etwa auf dem Schreibtisch platzieren kann. Besserung ist schon nach eine Woche zu erwarten.
- Medikamente: Bei mittelschweren und schweren Depressionen ist es oft sinnvoll antidepressiv wirksame Medikamente einzunehmen. Diese muss man dann in Absprache mit der Hausärztin/dem Hausarzt meist einige Monate lang einnehmen und dann langsam wieder abbauen. Plötzliches Absetzen kann zu Rückfallen führen. Schwere Depressionen sollen vom Psychiater in Zusammenarbeit mit der Hausärztin/dem Hausarzt behandelt werden.
- Psychotherapie: Bei leichten bis mittelschweren Depressionen – nicht nur der SAD – gilt die Wirksamkeit einer Psychotherapie als erwiesen. Bei schweren Fällen kann sie mit Medikamenten kombiniert werden. Die Psychotherapie vermag akute Depressionssymptome zu verringern und die psychische Gesundheit langfristig positiv zu beeinflussen.